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Gay Paris

Paris: Das alte Palastviertel als Schwulenzentrum
Von Günther Selinger, 28.05.2009

Das schwule Leben in Paris begann sich zwar in den 60er Jahren zu regen, aber sichtbarer wurde es erst in den späten 70er Jahren, einige Jahre später als in den USA und Großbritannien.

Im Stadtviertel Marais (Sumpf, Morast, Anm.d.R.) begannen 1980 mit der Eröffnung der Bar "Village" die ersten rosa Blüten zu sprießen. Davor war der Marais weder speziell von Schwulen entdeckt und konnte ganz gewiss nicht als hipp bezeichnet werden.

Bis in die 60er Jahre konnte man mit der prächtigen Architektur, mit den zahlreichen Adelspalästen, vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert wenig anfangen. Man gab sich grell und plakativ modern, alles Antike oder Ererbte wurde vom Mainstream generell abgelehnt oder wenig geschätzt.

Vielleicht hat dieser nachlässige Umgang mit der Geschichte aber auch gerade dieses Viertel so lückenlos erhalten. Es ist so etwas wie eine Stadt in der Stadt. Vergleichbar vielleicht mit dem Wiener Spittelberg, nur gigantischer und um vieles prächtiger. Das Viertel ist eines der wenigen, die der Gründerzeitbauwut unter dem Stadterneuerer Haussmann entgangen sind. Einer der schönsten Plätze der Welt liegt in diesem Viertel, der
"Place des Vosges" oder das französische Nationalarchiv,  das "Hôtel de Soubise".

Das schwule Leben in Paris begann in den 60er Jahren allerdings in Saint Germain des Prés und in der  Rue Sainte-Anne in Opernnähe in den 70ern, gefolgt von den"Les Halles" (den alten Markthallen) in den 80ern. Nach der Demolierung der alten Markthallengebäuden und dem Bau des neuen Einkaufszentrums und den Fußgängerzonen wurde das Viertel für viele Schwule zur attraktiven Wohngegend, einschlägige Lokale öffneten. Parallelen zum Wiener Naschmarkt sind da durchaus angebracht.

Zurück ins Marais-Viertel. Wie erwähnt war das "Village" die erste schwule Bar, gefolgt vom immer noch bestehenden "Duplex"
. Bis 1981, am Beginn der Regierung von François Mitterand, stand Homosexualität immer noch im Strafgesetzbuch und galt als Krankheit.

Die Bars hatten keine sichtbaren Fenster in den Straßen, man musste klingeln, um Einlass zu finden und Polizeischikanen standen an der Tagesordnung. Ein Syndikat aus schwulen Organisationen wurde gegründet, um Homophobie zu bekämpfen. Die wichtigsten   Mitglieder waren in jener Zeit einflussreiche Kampfer für die Schwulenrechte und Besitzer von schwulen Unternehmen.

Jedes Wochenende zieht das Stadtviertel zehntausende eher jüngere Schwule an. Die Lokaldichte ist unschlagbar in Paris. Alle Lokale liegen in einem engen Radius und können binnen weniger Minuten zu Fuß erreicht werden. Es erinnert ein wenig an Londons Soho oder Schöneberg in Berlin.

Das Viertel öffnet sich auch gerne Touristen. Nicht nur die Wirtschaft profitiert von ihnen, Das Marias-Viertel bietet neben Lokalen auch schicke Einrichtungsboutiquen, in denen auch hübsche Mitbringsel angeboten werden. Dein Redakteur etwa hat hier seine Vorhänge gekauft. Fremde werden hier auch als wichtiger Beitrag für die internationale Kommunikation gesehen. Und sicherlich bleibt es bei vielen nicht nur bei der Kommunikation.

Hotel de Sens
Place des Vosges

>>>

Die Zukunft des Viertels ist ungewiss. "Le Marais" wird immer bekannter und internationaler, somit sind nicht mehr vorwiegend schwule Pariser und Touristen zu finden. Ausserdem leben im Marais nur wenige aus der Community, da, die Wohnungen hier extrem teuer wurden. Man kommt häufig von einem anderen Ende von Paris aufgrund der zentralen Lage und der Lokaldichte hierher. Glücklich schätzen können sich diejenigen die sich vor 10 Jahren hier eine damals leistbare Wohnung kauften. Die Zeiten sind trotz Finanzkrise längst vorbei.

Paris und seine schwulen Viertel sind echte Magneten für Touristen aus aller Welt. Ein
besonders in Paris ausgeprägtes Phänomen ist, dass sich Schwule in ausgesprochen schönen, günstigen Vierteln ansiedeln und damit einen Trend setzen.  Dieser wird später von Heteros übernommen, damit verteuert sich das Viertel in einem Ausmaß, dass das schwule Umfeld erstickt ober überlagert  wird.



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