Gay IndiaIndiens Schwule: Britannien soll sich entschuldigen
Von Günther Selinger, 17.06.2009 Beliebt sind die Briten in Indien wahrlich nicht: Sie brachten Versklavung, unschätzbar kostbare Kunstwerke und Juwelen wurden nach England gebracht. Hinterlassen haben die Briten auch etwas: Homophobie. Erneut fordern schwule Gruppen Indiens Großbritannien zu einer offiziellen Entschuldigung auf. Es geht um die restriktiven "anti-sodomitischen" Gesetze, die aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen, für Homosexuelle global dunkle Zeiten. Indiens Kaiserkrone wurde damals von Englands Königin Victoria getragen. Und diese Gesetze sind - in leicht abgewandelter Form immer noch offiziell gültig, wenn sie auch seit 20 Jahren praktisch kaum mehr angewandt werden. Heute wird homosexueller Geschlechtsverkehr als "unnatürliche Sexualpraktik" bezeichnet und ist immer noch illegal. Für Anal- oder Oralverkehr sind theoretisch Gefängnisstrafen bis zu 10 Jahren vorgesehen. Verhängt wird die Strafe allerdings immer noch: Aktivisten, vor allen in ländlichen Regionen oder unbequeme schwule Regimekritiker sind ständig gefährdet. Ins Gefängnis wandern sie meistens wegen anderer Vorwürfe, doch die Strafen werden entsprechend verlängert. Gerade im Kastenwesen Indiens ist dieses Gesetz eine Katastrophe für schwule Männer. Die Gesellschaft lehnt sie ab. Eine Partnerschaft oder gar ein Zusammenleben ist undenkbar für Indiens Homosexuelle. Sie kämen auch gar nicht auf diese Idee. Es kann nur heimliche Zusammenkünfte geben. Und das auch nur in größeren Städten. Mit faschen Namen. Die Sexpartner finden einander oft im Internet. Offen schwule Lokale gibt es kaum. Homosexuelle sind einfach nicht präsent. Nur die verachteten Transsexuellen haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen. | >>>"Wir fordern Großbritannien auf, sich zu entschuldigen, für das unendliche Leid, das es in unserem Land verursacht und hinterlassen hat. Dass Indien gezwungen wurde, das viktorianische Rechtssystem und die kleingeistigen Moralbegriffe zu übernehmen hat uns von einer großen Kultur und einem reichen Land zu einer armseligen Kolonie herabgewürdigt aus der Reichtümer gepresst wurden und von diesem Status haben wir uns noch lange nicht erholt."
"Unsere Religionen zeigten sich stets toleranter schwulen Paaren gegenüber: Hindus, Buddhisten und unsere Form des frühen muslimischen Glaubens. Sie sind bei weitem nicht so bigott wie Christen." |