Da sitze ich nun, sehe mir Folge um Folge meiner Lieblingsserie an und wundere mich eigentlich so gar nicht ueber die dargestellte typische New Yorkerin.
Sex and the City…Vier Frauen, vier Jobs, vier Einstellungen zu den verschiedensten Themen von Maennern ueber Sex bis hin zum Shopping.
Vier Freundinnen, die ihr Leben teilen sowie ihre Laster, die sich Folge um Folge ihre Geheimnisse und Bettgeschichten erzaehlen…und eines faellt auf: Ein markanter Punkt der sich durch jede einzelne Staffel bis hin zum ersten Kinofilm zieht.
Es geht nicht nur um das magische ‚L‘ der Liebe oder um Sex, so offen er auch praktiziert und beim taeglichen Lunch besprochen wird…es geht noch um ein anderes magisches ‚L‘. Magischer als jeder Walt Disney Klassiker sein koennte…staerker als die Liebe, die ein Mann in einer Frau entfachen koennte…nun, wovon mag ich wohl sprechen?
Labels…seien es Carrie Bradshaws geliebte Manolo Blahniks, Samantha Jones all time Favorite die rote Kroko Birkin Bag, Charlotte Yorks perfekte Chanel Outfits oder Miranda Hobbes Escada-Lieblingstaschen…Sex and the City ist die geballte Ladung Labels perfekt integriert in jede Handlung. Jedes Outfit so detailreich ausgekluegelt und kombiniert…
Beispielsweise der Opening-Knueller des Sex and The City Movies, ein Jersey-Kleid von Azzaro, das mit einer ueberdimensionalen goldweißen Blume aufgepeppt wurde, kombiniert mit moccafarbenen zwoelf Zentimeter Open-Toes, mit Namen ‚Extreme Gladiator Sandals‘ aus der Kollektion ‚Jeanne‘ von Christian Dior und einer goldfarbenen Vintage-Clutch-Bag.
Aber bei all den perfekten Frauen, den absolut Fehlerfreien Outfits, frage ich mich jedes Mal. existiert diese Sex and the City-Gesellschaft auch hinter den Kameras, fernab von Blitzlicht, Nahaufnahmen, Stylisten und Anziehhilfen?
Und wie viel Carrie Bradshaw steckt in der typischen Amerikanischen Lady von heute?
Denke ich an die amerikanische Gesellschaft, dann sehe ich die verschiedenartigsten Typen Frau, von der braven Hausfrau, die ihren Mann noch traditionell zu Hause willkommen heißt und das Essen bereit stehen hat, bis hin zur Elite der Business-Women, die sich hart an die Spitze gekaempft haben. Frauen, die nicht nur mit taktisch ueberlegten Handlungen und gezielten Schachzuegen in ihrer Karriere punkten und von sich hoeren lassen, sondern auch durch ihr einzigartiges Styling.
Dabei denke ich an die neue politische Elite an Frauen, wie der neuen Außenministerin Hilary Clinton, deren Schachzug sich nicht als Vizepräsidentin aufstellen zu lassen, um somit zur Ministerin fuer außenpolitische Aktivitaeten zu werden absolut gefruchtet hat und sie sich nun wieder ihren Chanelkostuemen erfreuen kann, an Barrack Obamas ‚social secretary‘ Desirée Rogers, die die Traditionen des Weißen Hauses im Auge behaelt, aber dennoch die neue Generation in der Februar Ausgabe der Vogue willkommen heißt und in einem Oscar de la Renta Kleid mit dazu passendem Trench Coat und Manolo Blahnik Schuhen den LeserInnen entgegenlaechelt, oder auch an Michelle Obama, die ihre Vorgaengerinnen der ‚First Lady‘-Liga geschickt kopiert und somit zur neuen Stilikone der amerikanischen Gesellschaft wird, und vom Titelblatt der amerikanischen Vogue als erste schwarze First Lady, und als zweite First Lady nach Hilary Clinton im Jahre 1998 ueberhaupt, laecheln darf, fotografiert von der Starfotografin Anne Leibovitz in der Pose des ‚,All-American Darling‘, gekleidet in Jason Wu, der schon ihr cremefarbenes Ballkleid fuer die Feierlichkeiten anlaesslich der Amtseinfuehrung ihres Mannes Barack Obama entwarf.
Diese Ladies fuehren die neue politische Gesellschaft nicht nur an die Spitze politischer Aktivitaeten, sondern geben den Ton im neuen Stildiktat an, lassen ich von namhaften Designern wie Zac Posen oder Christian Dior ankleiden, um dann in der amerikanischen Vogue ueber mehrere Seiten fuer ihren guten Stil und ihr Koennen als emanzipierte Frau in der Gesellschaft gelobt und geadelt zu werden.
Das Phaenomen erfolgreicher und stilsicherer Frauen spiegelt sich aber nicht nur in der Politik wider, oder generell im High Society Leben, sondern auch im Leben ganz normaler Frauen, die sich ihre Positionen hart erarbeiten.
Diese Frauen lenken sich damit ab, shoppen zu gehen und sich von ihrem Alltag freizukaufen. Schuhe. Taschen. Ein neuer Calvin Klein Rock, weil der gerade in der neuen Vogue zu sehen war und weil das verdiente Geld sowieso nicht gespart sondern ausgegeben wird.
Doch was ist mit den amerikanischen Frauen, die sich das alles nicht leisten koennen? Die nicht nur einen Job sondern drei haben, um ihre Kinder ernaehren zu koennen? Was fuer ein Bild bekommen diese Frauen vermittelt wenn sie Serien wie ‚Sex and the City‘ sehen, oder andere Damen, die durch die New Yorker 5th Avenue flanieren und ihre Dior, Prada und Gucci Tueten fast nicht mehr selbst tragen koennen?
Welches Bild bekommen aber Menschen, die nicht in Amerika leben, uebermittelt, wenn sie solche Serien sehen und sich denken, dass dort jede Frau so ein Leben fuehren kann und mit nichts anderem beschaeftigt ist, als sich durch die Gegend zu schlafen und alles auszugeben, was sie jemals verdient hat?
Wie realistisch ist es, ein Leben wie Carrie Bradshaw, Samantha Jones, Miranda Hobbes oder Charlotte York zu fuehren und sich als Aussenstehender jedes Mal, wenn man eine von ihnen sieht zu fragen, wie es sein kann, dass New Yorker Frauen aussehen, als wuerden sie gerade von einem Shooting mit Patrick Demarchelier kommen?
Praktisch unmoeglich, wenn man keine uebergezahlte Schauspielerin, ein zum eigenen Glueck reich geborenes New Yorker Society Goer oder eine Park Avenue Prinzessin ist. Denn hingegen aller Televisions-Fakten, kostet das Leben etwas, nicht nur die Kleidung, sondern auch Strom, Heizung und Miete, wenn man nicht gerade in einem Pappkarton an der Ecke eines Boulevards wohnt.
Waehrend ich so in meinen Vogue blaettere, wird mir klar, dass egal ob in Amerika, Frankreich oder England…Stil wird immer groß geschrieben und merkwuerdigerweise immer mit Labels in Verbindung gebracht.
Britische Vogue…auch Maerz…‘Inspirational Women 2009…Role Models of our time‘…ich blaettere auf die Seite 145…und sehe, Britinnen, Amerikanerinnen, Schottinnen…alles in allem…beruehmte Frauen, die Menschen inspirieren.
Nun wieder zurueck zu Amerika. Amerikanische Vogue. Diesmal Februar. Ich blaettere wieder, Louis Vuitton, Chanel, Michael Kors, Balenciaga, nun, ich verstehe ja eigentlich wie Frauen auf der gesamten Welt dazu kommen zu denken, dass es nichts wichtigeres gibt, als sich in Couture zu kleiden und ein 5000 Dollar Kleid zu tragen, um sich bei Starbucks einen Latte zu holen. Ich wuerde ja selbst ungestylt nicht mal den Muell raustragen, geschweige denn zu Starbucks gehen.
Aber die amerikanischen Frauen sind da, nun, wie soll ich es beschreiben, um einiges anders als europaeische Frauen. Der amerikanische Markt ist ja bekannterweise groeßer und uebertriebener als der Europaeische, vor allem was die Mode betrifft.
Ein Label steht fuer einen bestimmten Lifestyle, dem die amerikanischen Frauen nacheifern, um so zu sein wie ihre Vorbilder, um etwas darzustellen, um einer bestimmten
Doch, um bei der Realitaet zu bleiben, muss man sagen, dass ein Leben, wie Carrie und ihre Freundinnen, oder Hilary und ihre Politladies es fuehren, fuer einen Otto-Normalverbraucher absolut nicht im Bereich des moeglichen und des reellen liegt.
Selbst Carrie Bradshaw, die immer perfekt gekleidete Fashionista hat Schulden und ist nahe dran ihre Wohnung zu verlieren, weil sie ihr gesamtes Geld fuer Schuhe ausgegeben hat.
Macht das dieses Multimilliarden Dollar Business aus? Zeitgeist? Ja. Wandel? Definitiv! Nostalgie? Nur wenn etwas ein echter Klassiker ist.
Und das ist selten ein Kleidungsstueck.