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Rosas Welt

Ein Leben in Rosa
von Peter Jobst. 29.11.2012

Rosa von Praunheim verändert nicht nur das schwule Leben in seinem Land: Sein Credo: Raus aus den Toiletten, Saunen, Darkrooms, hinein in die Straßen! Sein Stolz auf seine Homosexualität weckt schwule Landsleute aus dem Schlaf.

Der Künstlername ist Programm: Der Vorname erinnert an den Rosa Winkel, Praunheim ist ein Stadtteil in Frankfurt: Schwule Männer, starke ältere Frauen, Hardcore Sex sind im Focus seiner Filme.
 
Aggressiv militanten Attacke auf den homophoben Zeitgeist beschleunigen eine Entwicklung, von der am meisten jene angepassten Schwulen profitieren, deren barock verlogenen Stil er treffend persifliert. Das bringt ihm nicht nur Freunde.

Der Preis für ein Leben im Schrank ist ihm zu hoch. Er redet Klartext in Sachen Liebe und Sex. Er reagiert schnell auf die AIDS-Krise, später spaltet er mit dem Outing von Hape Kerkeling + Alfred Biolek die Nation. Sein gutes Aussehen war hilfreich bei TV-Auftritten. Was immer er tut, bringt Bewegung in die Sache.

Der Nonkonformist, der mit keinem Verband verbunden ist, provoziert mit seinen Filmen Widersprüche: So schafft er Bewusstsein. Ein Plädoyer für die Wirksamkeit der Kunst. Die Filme werden weltweit auch in Museen gezeigt.

Heute feiert der Mainstream (u. a. Arte-TV) die Galionsfigur der Schwulenszene als vielseitigen Künstler. Bis 2006 unterrichtet er auf der Filmhochschule in Potsdam-Babelberg Regie:

Seine »Schüler«, (Tom Tykwer, Julia von Heinz) bedanken sich mit dem Film »Rosakinder« bei ihrem Übervater. Die Qualität der eigenen Filme ist umstritten: Chaotisch, ungelenk, überdreht, langatmig: Ein Seiltanz zwischen Kunst und Kitsch.

Sein Kamerablick ist authentisch. Mit randständigen Themen trifft er den Nerv der Gesellschaft. Diese Botschaft vermittelt er seinen Schülern. Er zwingt sie so, in ihren Film von sich zu reden. Das Geheimnis seiner Lehrtätigkeit.

Er macht Paradiesvögel wie Lotti Huber oder Charlotte von Mahlsdorf zu Stars. Mit schamlosen Selbstbekenntnissen, frechen Selbstinszenierungen betont er Vielfalt und Buntheit des Lebens.

Der private Praunheim ist ruhig, behutsam, aber direkt in Fragen und Aussagen. Mit permanenten Ausflügen in Subkulturen und Boulevard bereichert er die Kunst- und Kunstszene.

Seinen Geburtstag feiert er mit der magischen Zahl 7: Er dreht 70 Filme (63 Dokus und 7 Spielfilme), die er auf einem Festival in 7 Städten zeigen will. Sein jüngstes Buch (Ein Penis stirbt immer zuletzt) hat 70 Gedichte, 70 Zeichnungen und 7 Geschichten.

Rosa von Praunheim bleibt ein Meister der Selbstinszenierung, der sich selbst zum Kunstwerk hochstilisiert.


Ein Leben in Rosaroten Welten?
Ein Mann und seine Filme

Facts

Rosa von Praunheim:

Holger Bernhard Bruno Mischwitzky, als Holger Radtke geboren, * 1942, im Zentralgefängnis in Riga Lettland, adoptiert, in Berlin aufgewachsen.
1971: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt
1973: Ausstrahlung im ARD, Bayern schaltet sich aus!
Filme (Auswahl):
• 1971: Die Bettwurst
• 1979: Armee der Liebenden 1985: Ein Virus kennt keine Moral
• 1987:Anita – Tänze des Lasters
• 1989: Überleben in New York
• 1992: Ich bin meine eigene Frau –
• 1995: Neurosia – 50 Jahre pervers
• 1999: Der Einstein des Sex
• 2002: Pfui Rosa! (70 min.),
• 2005: Männer, Helden, schwule Nazis
• 2007: Meine Mütter – Spurensuche in Riga
• 2010: New York Memories
• 2011: Die Jungs vom Bahnhof Zoo
• 2012: Der König des Comics über und mit Ralf König

Bücher:
• Sex und Karriere. Rogner & Bernhard, München 1976.
• 50 Jahre pervers. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993
• Folge dem Fieber und tanze: Briefwechsel mit Mario Wirz. Aufbau-Verlag, Berlin 1995.
• Rosas Rache: Filme und Tagebücher. Martin Schmitz Verlag, 2009
• Ein Penis stirbt immer zuletzt. Martin Schmitz Verlag, Berlin 2012

Ausstellung: Rosa von Praunheim: Rosen haben Dornen

Filme, Fotografien, Zeichnungen und Installationen

Haus am Lützowplatz
Lützowpl. 9, Berlin

www.hausamluetzowplatz-berlin.de
Diestag - Sonntag: 11 - 18 Uhr

mit; Oliver Sechting       Werner Schroeter



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