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Bent

Streets of Berlin
von Peter Jobst.17.06.2012

Die Nazi-Verfolgung schwuler Männer (Beginn: Nacht der langen Messer) ist 1979 noch kein Thema: Filme wie Viscontis »Die Verdammten« brechen zwar das Schweigen deutscher (Unschulds?)-Lämmer, die auch nach Kriegsende mit dem § 175 munter weiter machen. Das Thema selbst wird lange weiter totgeschwiegen.

"Bent" (= gekrümmt, gebeugt) nannte man früher verächtlich Homosexuelle Männer. Der Amerikaner Martin Sherman setzt mit seinem Stück Bent ein wichtiges Zeichen: Er steigt damit vom Keller (Gay Sweatshop) in den Olymp (Broadway) auf. Ian McKellen (UK) + Richard Gere (USA) sind  Paten dieses Erfolgs.

Ein trotz Pathos, Melodramatik und Klischees starkes Stück: Der Orgasmus zweier Häftlinge im KZ Dachau ist spektakulärer Höhepunkt: Protagonist Max ist weder Lichtgestalt noch nur Opfer: Er schnieft Kokain, lebt mit Rudy, der als Tänzer in einer Schwulen-Bar auftritt und hat geilen Sex mit jungen Nazis.

Als die Gestapo in seiner Wohnung einen SA-Mann findet, ist es mit dem schwulen Dolce Vita vorbei. Flucht, Verhaftung, Verurteilung, Transport in ein KZ folgen: Max überlebt, als er auf Befehl der SS seinen Freund zu Tode prügelt.

Sein schwuler Onkel Freddy und Greta passen sich den neuen Verhältnissen an. Max entgeht dem Rosa Winkel, indem er mit einem toten Mädchen kopuliert. Im KZ trifft er Horst, einen emanzipierten Schwulen aus der Weimarer Republik.

Sinnlos schleppen sie Steine von einem Haufen zum anderen und erleben dabei Vertrauen, Nähe, Liebe, was Neid und Eifersucht der SS- Schergen erregt. Horst wird erschossen: Für Max schlägt nun die Stunde der Wahrheit:

Der Film von Sean Mathias setzt das Stück in ein zerstörtes Berlin. Eine schlicht stilisierte, trostlos zerbombte Welt im radikalen Gegensatz zum lasziv liberalen Nachtleben der Weimarer Republik. Phil Glass schreibt eine grandiose Musik und ein wunderbares, von Mick Jagger hinreissend vorgetragenes Lied: Streets of Berlin.

Der Film wird nie synchronisiert und erreicht trotz prominenter Besetzung kein breites Publikum. Momentan ist er weder im Verleih und als DVD erhältlich.

Dennoch geben Stück und Film der Debatte eine neue Offenheit. Ein noch lange nicht abgeschlossener Prozess, der mit einem Filmabend + Kamingespräch in der Hosi Salzburg fortgesetzt wird:


Max und Horst: Love Story im KZ
Als Stück ein Welterfolg

Facts

Bent: Film (UK 1997):



Bent (1997), Regie: Sean Mathias, Musik: Phil Glass, mit Clive Owen (Max), Lothaire Bluteau (Horst), Ian McKellen (Onkel Freddie), Mick Jagger (Greta/Georg), Jude Law.

Martin Sherman (* 1938 in Philadelphia, Pennsylvania) US-amerikanischer Dramatiker, Drehbuchautor, Autor. Bezeichnet sich als homosexuell und Jude.



Werke:
Passing By, Clothes in the Wardrobe, Callas Forever The Roman Spring of Mrs. Stone Indian Summer Mrs Henderson Presents

Filmabend Hosi Salzburg:
Homosexuelle Initiative Salzburg
Gabelsbergerstraße 26
5020 Salzburg
Fotos: © Kinowelt Home Entertainment



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