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Shame

Nächtliche Odyssee
von Peter Jobst.10.04.2012.

Steve McQueens Held Brandon ist erfolgreich, durchtrainiert, drahtig, souverän, elegant, sympathisch, verführerisch. Die Kamera folgt jedem seiner Schritte, wenn er nackt durch seine elegant sterile wie schicke Wohnung läuft. 

Der andere Brandon schaut im Büro Pornos, masturbiert auf der Toilette: Webcam-Stripperinnen tauchen auf, sobald er den Laptop aufklappt.  Er bestellt Prostituierte, vögelt im Freien, befriedigt sich selbst unter der Dusche.

Sex ist Lebensinhalt. Lust in permanentem Vollzug. Dieser moderne Bel Ami versteckt lange erfolgreich seine Sucht wie DVDs und Pornohefte: Der Film setzt Obsessionen, Ängste, Phantasien, Alpträume in intensive Bilder um. Scham, Schmerz, Verzweiflung sind allgegenwärtig.

Der sexsüchtige introvertierter Kontrollfreak mit manischem Bedürfnis nach Reinlichkeit erstarrt im eigenen Bett in Posen. Als sich seine überschwänglich unstabile Schwester Sissy bei ihm einnistet, verliert er völlig die Kontrolle. Mit ihr verbindet ihn mehr, als ihm lieb ist.

Regisseur Steve McQueen suggeriert extrem quälende Körperlichkeit: Beziehungs- und ziellose Sexualität als Gefängnis. Artikel über Charme und Penis von Mr. Fassbender füllen die Boulevard- und Filmpresse.



Berührende Momente wie Sissys Song "New York, New York" sind rar. Der Porno-Autist funktioniert perfekt nach außen, Sex-Phantasien lassen keinen Raum für Gefühle.

Bei seiner rasanten Talfahrt schlägt ihn ein Rivale zusammen. Er landet in einem Schwulenclub, wo er zum Objekt männlicher Begierden wird. So erlebt er in diesem geschützten Raum all das lustvoll und gratis, wofür er sonst teuer bezahlt. Und das nicht nur mit Geld!

Sissys Selbstmordversuch beschleunigt den Niedergang. Ausgepumpt, brodelnd, wild, von Lust und Scham zerfressen. Die Kamera fängt mit unerbittlicher Kälte einen mit konzentrierter Reduktion inszenierten Verfall ein.

Fragen nach Ursachen und Hintergründe bleiben in diesem Film unbeantwortet. Wir kommen von einem schlechten Ort flüstert Sissy auf den Anrufbeantworter.

Brandon ist Jäger und Beute, emotional zugemauert. Er vermittelt  Einsamkeit, Schmerz, Verklemmtheit. Für sein großartiges Spiel gewinnt Michael Fassbender in Venedig einen Goldenen Löwen. Zu Recht!

Neben Leonardo DiCaprios Edgar J. bietet er die beste männliche Performance des Jahres. Beide wurden beim Oscar 2012 übergangen.

(Bezahlter!) Sex & the City
In Bed with Brandon (Michael Fassbender)

Facts

Steve McQueen & Michael Fassbender



Steve McQueen (* 1969 London) Künstler, Fotograf, Regisseur
Filme
• 2008: Hunger
• 2011: Shame



Shame (US 2011)
Regie: Steve McQueen, Drehbuch Steve McQueen & Abi Morgan, Produktion Iain Canning Emile Sherman,mit Michael Fassbender, Carey Mulligan, James Badge Dale, Nicole Beharie
Fotos + Verleih: www.prokino.de


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