Head OnGegen die Wand
von Peter Jobst, 24.02.2012 19, arbeitslos, schwul: Jobs, Politik, andere Schwule passen nicht in Aris Weltbild, das er mit Familie, Musik, Drogen, Sex zudröhnt: Radikales und politisch absolut unkorrektes Pamphlet eines Einwanderers der 2. Generation. Die Verfilmung des Romans Head On, macht Alex Dimitriades als Ari, der versucht, seine Homosexualität mit Werten seiner Familie in Einklang zu bringen, zur schwulen Ikone. To Talk, Walk, Look, Fuck like a Man! Das ist Aris Überlebens-Rezept: So glaubt er, auf dem Meat-Market zu übereben. Harte Sex-Szenen demonstrieren Aris Mann-Sein. Eine Schwanz-Gesteuerte Education Sentimentale eines zornigen jungen Mannes, der sich mit Flüchen, Schimpfwörter (Wogs, Faggots, Cunts, Poofters) Luft verschafft. Permanent unter Strom. Angepasste Schwule, die kläglich versuchen, ihre weiblichen Seiten zu verbergen, verachtet er. Queens wie seinen besten Freund Johnny (=Toula als Drag-Name) findet er allerdings cool. Zu ihm steht er vor seiner Familie, obwohl er gerade dort den Super-Hetero spielt. Verbunden fühlt er sich mit Kroaten, Türken, Italiener, eigentlich »natürliche« Feinde eines ethnischen Australier griechischer Herkunft. Mit Hollywood-Filmen nährt er sein Universum: Seine Mutter vergleicht er mit Liz Taylor, sich selbst mit John Cusack. Marlon Brando (A Streetcar named Desire) ist das Non Plus Ultra von Männlichkeit. Dass der eigene Vater seinen Freund Johnny missbraucht, empört und erregt ihn. Gewalt ist Rebellion und Verweigerung in der perspektivenlosen Macho-Welt: Ein Pendler zwischen Welten und Identitäten. Ari verliebt sich in den weißen "Aussie" George, Mitbewohner von Bruder Peter und dessen Freundin Janet. Doch der spielt mit Aris verlogenem wie brutalem Verhalten nicht mit. So hängt er mit Landsleuten herum. Tanten sagen ihm die Zukunft aus Kaffeeresten am Boden von Tassen voraus. Mädchen verschafft er Pillen, um fehlendes sexuelles Interesse an ihnen zu kompensieren. Der hämmernde, an Rap erinnernde Rhythmus mit Wiederholungen verstärkt die poetische Qualität des tabulosen Buches. | Als Buch + Film ein schwuler Klassiker Alex Dimitriades als Ari FactsChristos Tsiolkas (* 1965) Bücher Strubergasse 23/H.C. Artmann-Platz
Mo, 12.03.2012, 18 & 20 Uhr |