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Brave Gay World

Folklore, Fake-lore?
von Peter Jobst.06.02.2012.


Nach "Samstag ist ein guter Tag zum Schwulsein" analysiert und zerpflückt Rainer Hörmann wieder mit Ironie schwule Welten: Leitthemen wie Homo-Ehe und die mediale Suche nach dem offen schwulen Top-Fußballer hält er für einen Nebenschauplatz.

Die Probleme liegen für ihn anderswo. Ãœber die Einsamkeit vieler Singles, besonders im Alter, wird wenig gesprochen und geschrieben. In Westeuropa ein weit verbreitetes Problem, auch wenn man dort sein Leben relativ frei von Verfolgung und Diskriminierung leben kann.

Ist der schwule Boom im kulturellen Mainstream und in der Werbung Zeichen von Toleranz und Akzeptanz? Hörmanns Blick über den Tellerrand entdeckt vielen Risse in dieser schönen neuen schwulen Welt.


Er vergleicht die heutigen Freiheiten mit einem Selbstbedienungsladen, in dem sich jeder bedienen kann. Internet-Chats ersetzen reale Treffpunkte. Jugendwahn und Pseudo-Normalität sind angesagt.


Eine Welt voller Widersprüche, die zwischen Selbstbewusstsein, Sehnsucht nach Gemeinschaft, individueller Ohnmacht, Oberflächlichkeit, Desinteresse an Gesellschaft und Politik pendelt.

Er kritisiert scharf Schwulen-Klischees in der Werbung: Jung, gesund, blendend aussehend, im Fitness-Studio durchtrainiert, männlicher als der Durchschnitts-Hetero: Obligatorischer Aufenthalt auf Gran Canaria (mit Partner!) inklusive.


Pilgerfahrten zu den Stätten des Gay-Circuit, die an Helden, Opfer, Kämpfe, Siege, Niederlagen in der Vergangenheit erinnern,  können sich nicht alle leisten. Gedenken (Stonewall, KZ) mündet in Folklore, die zu einer Fake-klore verkommt: Nur Kommerz und Mummenschanz?


Konsum und Events ersetzen die Geschichte und kompensieren den Gedächtnis-Verlust, trotz des Gottesdienstes am Vorabend von Events wie dem CSD.
Gedenktage konkurrieren im Feststags-Kalender mit Leder-Treffen, Filmfesten (Teddy-Award), dem Oktoberfest und Weihnachtsmarkt mit schwulen Ecken.

Normierung oder Normalisierung?
Tourismus und Inserate machen aus aktiven Kämpfern passive Konsumenten, vorzugsweise (ewig) junge, gut verdienende, glückliche Männerpaare. Tunten, Feminine, Alte zwecklos! Wie sich die Bilder gleichen!


Rainer Hörmanns intelligente Polemik provoziert zum Nachdenken. Denn auch in unserer schönen neuen schwulen Welt sind die Nicht-Angepassten in der Überzahl.


Schwule Operwelt in München: Eugen Onegin
David Berger, Rosa von Praunheim u.a. beim CSD

Facts



Rainer Hörmann: Autor, Redakteur, Lektor


Bücher:
Der Bärenkult
Einmal hin und quer!.
Samstag ist ein guter Tag zum Schwulsein
Immer wieder samstags – Was die schwule Welt zusammenhält.

Foto: Jim Baker, www.foto-queer-kopf.de, Wilfried Hösl


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USER-KOMMENTAREBeitrag posten
 
von User gelöscht am 27.02.12 04:14
Humor ist...wenn man/n trotzdem lacht!:-)
Die Buchbesprechung betreffs der kabarettistischen, schriftlichen Annäherung an die schöne, neue, schwule Welt klingt vielversprechend...werde mal bei Buchhandlung Löwenherz nachfragen..!!;-)
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