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Freddy Quinn

Schein und Sein.
von Peter Jobst.05.01.2012

Elmar Kraushaar, schwuler Schlager-Experte, schreibt eine Biografie über den in Wien geborenen Hamburger: Ein Leben voller Widersprüche, Ungereimtheiten, Geheimnisse, Identitäten, die sich als Potemkinsches Dörfer entpuppen.

Der Sohn einer (vorbestrafte) Journalistin mit adeligem Stiefvater kommt aus einem Niemandsland. Identität + Nationalität des biologischen Erzeugers wechseln permanent in seinen Erzählungen.

Die ersten Jahre will er bei seinem  Vater (welchem?) in den USA verbracht haben. Angaben über Alter und erste Auftritte in der Washington-Bar im Hamburger Rotlichtviertel (1954) dürften stimmen. Dort wird er von Jürgen Roland entdeckt.
 
Der Rest ist (Schlager)Fiktion: Tramper, Söldner, Seemann, Artist, Cowboy. Südeuropa, Nordafrika, Zirkusse, Frachter, Fremdenlegion als Stationen eines einsamen Weges auf brennend heißem Wüstensand. Komponist Lothar Olias und Fotograf Lothar Winkler sind Baumeister der Marke Freddy.


Vielseitig, sprachbegabt, talentiert: Als Film-, Musical-, Theaterstar, Moderator, Zirkusartist bleibt er dem Mythos treu: Mit Seesack über den Schulter und Blick in die Ferne: Sehnsüchtig, muskulös, viril, untersetzt, mit kraftvollem Bariton.

Sein gut trainierter (+oft fotografierter!) nackter Oberkörper bringt Fantasien + Hormone von Hetero-Frauen und Homo-Männern zum Brodeln. Er passt perfekt in das verklemmt verlogene Weltbild seiner Zeit.

Als Zölibatsbarde wird er reich entlohnt, wenn er von harter Arbeit, schwerer Fron und kargem Lohn singt. Das Gerücht, es sei schwul, begleitet ihn seit Beginn seiner Karriere.

Er beherrscht die hohe Schule der Camouflage besser als Kollegen, wenn er seine Hetero-Beteuerungen zum Besten gibt. Keiner widerspricht ihm, die Gerüchte brodeln aber weiter.

Bei Talkshow-Auftritten ist er kaum zu bremsen. Sein Haupt-Argument ist Lili Blessmann, deren Rolle variiert: Haushälterin, Managerin, Gefährtin. Zur (heimlichen) Ehefrau wird sie nach ihrem Tod gekürt.

Je älter er wird, umso unbarmherziger bröckelt die Fassade. Eine erniedrigender Steuer-Prozess endet für den weinenden Star mit Schuldspruch:  Er entgeht nur knapp dem Gefängnis. 1999 verschwindet er im Nichts.

Ein unwürdiger Abgang für einen Sänger mit exzellenter Stimme und enormen Potential. Elmar Kraushaars Buch über das Phänomen Freddy ist eine scharfe Analyse über einen Zeitgeist, der ein Phänomen wie Freddy Quinn hervorbringt. Freddys Fans wird das wenig kümmern. Ihr Idol bleibt für sie zeitlos unsterblich.


Freddy Quinn: Now and Then
Gitarre, Meer & heißer Sand

Facts

Elmar Kraushaar: »Freddy Quinn: Eine unwahrscheinliches Leben.« Biografie. Artrium Verlag, Zürich 2011


Freddy Quinn (* 27. September 1931 in Niederfladnitz/Niederösterreich als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl, bürgerlich Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl-Petz, alias Manfred Quinn)
Filme:
• 1958: Heimatlos
• 1959: Freddy, die Gitarre und das Meer
• 1959: Freddy unter fremden Sternen
• 1960: Weit ist der Weg 
• 1964: Freddy, Tiere, Sensationen
• 1983: Die wilden Fünfziger (Regie: Peter Zadek)
• 2004: Erbin mit Herz (Fernsehen)

Elmar Kraushaar (* 1950) Journalist, Schriftsteller, Aktivist.

Werke
• Männer, Liebe Reinbek, Rowohlt, 1982.
• Rote Lippen – die ganze Welt des deutschen Schlagers. 1983.
• Die ungleichen Brüder. Zum Verhältnis zwischen schwuler und heterosexueller Männer. Rororo-Verlag, Reinbek 1988, (mit Matthias T. J. Grimme)
• Hundert Jahre schwul – eine Revue. Berlin, Rowohlt, 1997.
• Der homosexuelle Mann … – Anmerkungen und Beobachtungen aus zwei Jahrzehnten. Hamburg, MännerschwarmSkriptverlag, 2004. 
Fotos:www.maennerschwarm.de, www.bild.de, www.ndr.de, www.cinema.de, www.abendblatt.de


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USER-KOMMENTAREBeitrag posten
 
von User gelöscht am 10.01.12 12:00
cool
fand ich immer seine Schlager!!
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