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Sommernachtstr.

Verwirrung der Gefühle
von Peter Jobst.19.10.2011.

Regisseur Carl Philip von Maldeghem wählt eine unverblümt zeitgemäße und deftige Version von Shakespeares romantisch poetischer Komödie. Mit Tempo, Schwung, Drive, überraschenden Wendungen entfacht er ein Feuerwerk an Gags.

Die aufwändige Fürstenhochzeit mit viel (Illustrierten) Pomp. Hoffnungslos unbegabte Dilettanten als charismatische Darsteller. Show, Drama, Musical mit Parallelen zur Gegenwart? 4 Kids in einem erotischen Durcheinander.

Ein halbstarker Kettenraucher, Puck, hat in der Disko das Sagen, das Zuhause der Jungen: Hermias Vater plant die (Zwangs)Heirat seiner Tochter mit Demetrius. Sie liebt aber Lysander.

Der Feenwelt bleibt ein fast baumleerer Wald mir riesigem Spinnennetz, Handymasten: Der Wassergraben verursacht unfreiwillige Bäder + Ausziehen zwecks Trockenlegung und Enthüllung gut gebauter Körper.

Der eifersüchtige Elfenkönig Oberon, im Clinch mit Titania, möchte der Gattin eine Lektion erteilen: Der wirre Puck (Shantia Ullmann: burschikos) ist Handlanger.

Geister, Kobolde, Nymphen, Elfen verursachen Unordnung und (Liebes)Leid. Puck demonstriert Kletter- und Turnübungen im Netz, in dem auch Liebende verzweifelt zappeln.

Mit in die Augen geträufelt Tropfen werden die (erotischen) Karten neu gemischt: die beiden in Hermia verliebten Jungs wenden sich Helena zu: Als erbitterte Rivalen bekämpfen sie sich weiter bis auf Messer. Auch die beiden Mädchen gehen wie Furien aufeinander los.

Titania verliebt sich in einen Handwerker, der die Gestalt eines Esels bekommt. Alles möglich im Zeitalter von Pillen, die ein bei sexuellen Eskapaden schon kurzes Gedächtnis gänzlich außer Kraft setzen. Goldfish-Memory als Zeitgeist?

Bei der Ver- und Entwirrung von Liebesfäden bringt Luftgymnastiker Puck alles durcheinander. Der witzigste und beste Moment der Aufführung.

Im Zeitalter von Gleichheit achtet man selbst bei Handwerkern auf die (Frauen-)Quote: Alle wollen eine flotte Musical-Show statt künstlerischer Höhenflüge durch Regie-Theater.

Diese hinreißend drolligen Einlagen werden zum Höhepunkt der Aufführung: Marco Dott lässt als Nick Hinterteil (=Pyramus) voll die (Rampen)Sau raus. Großer Jubel am Ende. Das Spiel wird in den Kammerspielen forgesetzt: »Nightfever« ist dort angesagt.

Im Spinnennetz der Leidenschaft
Regietheater oder Nummernrevue?

Facts

»Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare. Bearbeitung: Carl Philip von Maldeghem. Auf der Basis der Fassung von August Wilhelm Schlegel. Inszenierung: Carl Philip von Maldeghem. Ausstattung: Bettina Richter. Dramaturgie: Maren Zimmermann. Mit: Christoph Wieschke, Ulrike Walther, Peter Marton, Tim Oberließen, Elisabeth Halikiopoulos, Christiani Wetter, Axel Meinhardt, Shantia Ullmann, Claudia Carus, Gero Nievelstein, Marco Dott, Sebastian Fischer, Nicole Viola Hinz.



Salzburger Landestheater
Schwarzstraße 22, 5020 Salzburg
Telefon: +43 (0) 662/871512-0
www.salzburger-landestheater.at
Fotos©Christian Schneider


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