Wie in einem Spiegel!
von Peter Jobst, 23.08.2011

Der gefeierte Regisseur Robert Wilson verleiht in Video-Portraits seinen Ikonen (Farah Diba, Johnny Depp, Dita von Teese) eine unglaublich intensive sinnliche Präsenz. 

Robert Downey Jr. liegt auf dem Seziertisch: Nur die Hand des Arztes bewegt sich. Das einem Gemälde von Rembrandt van Rijn nachgestellte Bild zeigt Downeys nackten Körper mit dessem (realen) Tatoo. 

Jeanne Moreau als Mary Stuart vor der Hinrichtung: Ein Portrait als Relikt des nicht zustande gekommenen Projektes: Isabelle Huppert als Greta Garbo.

Die komplexe Ton- und Bildsprache dieses visuellen Tagebuchs be- und verfremdet durch reduzierte Mimik, verlangsamte Gesten, minimale Handlung, unmerkliche Augenaufschläge.

Robert Wilson verschwindet hinter seinen fulminanten Inszenierungen, die den Betrachter zum Innehalten zwingen. Er projiziert sein Ich in die Objekte vor seiner Kamera.

Den anderen Weg geht der extrovertierte Christian Ludwig Attersee. Das zeigt die Ausstellung über das Fotografische in Attersees Werk im Rupertinum.



Der junge C. L. Attersee präsentiert mit unverschämtem Narzissmus Schönheit und Sex-Appeal seines (damals noch!) schlanken Körpers: Werbebroschüren, Segelsport, Zeitschriften, Spiegelbilder bestimmen Inhalt und Form.

Die intensive Selbst-Schau (Atterselbst) mündet in erotische Körper-Inszenierungen. Prothesen aller Art heben Körperteile hervor. Der Künstler ist Protagonist seiner Performance.