Ausstellung, CSD, Event
von Peter Jobst, 05.08.2011

Mit 18 übernimmt Ludwig als König die Rolle seines Lebens und begeistert Volk, Künstler, Autoren. Verlaine widmet ihm ein Gedicht, Arthur Rimbaud wandert zu Fuß nach Bayern, nur um einen Blick auf den royalen Wonderboy zu werfen. A Star is Born!

Was folgt, ist ein Abstieg in Raten. Verlust der Autonomie nach der Schlacht bei Königgrätz, der erzwungene Krieg gegen Frankreich, Unterzeichnung des Kaiserbriefs.

Dass er die Modernisierung Bayerns, Universitäten und Künste fördert, religiöse Toleranz praktiziert, das Unfehlbarkeits-Dogma des Papstes kritisiert, ignoriert oft die offizielle Geschichte.

Ludwig ist anders als andere Herrscher: Fremd, katholisch, urwüchsig. Dafür wird er bewundert, verklärt, verachtet. Träume verwirklicht er mit dem Bau von Schlössern (Berg, Neuschwanstein, Herrenchiemsee. Linderhof).

Herrenchiemsee öffnet den Nordflügel für die Ausstellung Götterdämmerung. Das Todes-Jubiläum als sinnliches Fest mit Blick hinter Klischees. Die Technik suggeriert einen 3-dimensionalen Blick auch auf nicht vollendete Fragmente von Fantasie-, Gegen- und Parallelwelten.

Nach Ludwigs Tod vernichtet man Kunstwerke, vor allem Fotografien von nackten Männern, als Zeugnisse seiner homosexuellen Neigung, die auch heute noch heruntergespielt wird.

Ludwig-Verehrer kommen aus sehr unterschiedlichen Kreisen: Monarchisten, konservative Katholiken, Trachtenvereine, Liebhaber von Kunst und Antiquitäten, Fans von Pop-Art. Vor allem ist er ein schwule Ikone.

Mehr darüber erfahren die Besucher der Deutschen Eiche in München, wo sich Ludwig-Experten (Klaus Reichold, Thomas Endl, Jean Louis Schlimm, Dietmar Holzapfel) jeden Sonntag im Juni ihren Jour fixe abhalten.

Etwa über Beziehungsmuster des Königs zu Männern aus einfachen Schichten. Diese Jungs werden vom König mit Ehren (+ Geschenken!) überhäuft. Sobald sie sich zu viel herausnehmen, lässt er sie gnadenlos fallen. Das erfährt auch Burgschausspieler Josef Kainz.

Im Restaurant sind Gemälde, Fotos Filmplakate, Fundstücken ausgestellt. Auf einem Bildschirm laufen Ausschnitte aus Ludwig-Filmen. An einer Wand ist ein großformatiges Bild vom legendären, nicht erhaltenen Wintergarten zu sehen.

Beim CSD Tag zieht ein Märchenprinz durch München, das Ludwig zunehmend meidet. In den Kammerspielen wird Viscontis Drehbuch (nach)gespielt. Peter Sehr + Marie Noelle drehen einen neuen Ludwig Film aus heutiger Sicht, mit Sabin Tambrea. Der Mythos lebt weiter.