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Im weißen Rössl

Brisanter Evergreen
von Peter Jobst.13.07.2011

Diese Operette spiegelt ein politisch soziales Auf und Ab wider. Ein frecher urbanen Blick auf ländliche Idylle im Geist der wilden 20er Jahre.

Das Singspiel erhält durch Co-Autoren (Robert Stolz, Robert Gilbert, Hans Müller) zusätzliche politische Brisanz. Der respektlose Umgang mit Folklore und sexuellen Tabus durch "entartete schwule Juden" (Erik Charell, Max Hansen) erregte den Zorn der Nazis.

Tot zu kriegen ist das Rössl trotz Zensur und Kürzungen nicht: Diese kreuzbrav verlogene (Nazi)Variante entspricht dem restaurative Klima der 50er, die in Peter Alexander und Waltraud Haas idealen Interpeten finden.

Das Münchner Lustspielhaus überrascht mit einer schmissigen Produktion dieses Liebesreigen zwischen einfältiger Idylle und totalem Chaos: Kellner liebt Wirtin, die nur Augen für ihren Stammgast hat, der sich wiederum eine andere verguckt, die den schönen Sigismund heiraten soll, um einen Prozess zu vermeiden.

Dieser trifft auf ein lispelndes Klärchen. Dann erscheint noch Kaiser Franz Josef (Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut) mit seiner restaurativen Weisheit: Schweige und begnüge dich, lächle und füge dich! Es lebe die Verdrängung!

Der Abend ist lustig, komisch, heiter. Regisseur Christian Lex serviert den Besuchern mit einer tollen Kabarett-Truppe Slapstick, Gags, Swing, Jazz, Übermut, und das ganze erstaunlich werktreu.


Am eindrucksvollsten sind die 3 famosen Blechbläser, die in ihrem intensiven Zusammenspiel mit den Darstellern Schmiss und Schwung auf die kleine Bühne bringen.



Das Maß aber bleibt das "Rössl" in der Berliner Bar jeder Vernunft (Geschwister Pfister, Otto Sander, Gerd Wameling, Johannes Roloff, Max Raabe): Kitsch, Kalauer, Parodie, Karikatur ersetzen die Wohlfühl-Operette.


Wer die rekonstruierte Urfassung nach der erst kürzlich in Zagreb entdeckten Original-Partitur als herrlich aktuelles Kuriosum hören möchte, muss sich im Herbst in die Komische Oper begeben. Dann ist Berlin wirklich die Reise Wert.


Im Münchner Lustspielhaus
Komische Oper Berlin

Facts

Im Weißen Rössl
Singspiel von
Ralph Benatzky
Libretto von Hans Müller und
Erik Charell
Gesangstexte von
Robert Gilbert

Münchner Lustspielhaus
Occamstrasse 8
80802 München
Telefon: +49 89 344974
Telefax: +49 89 338928

Bearbeitung und Regie: Christian Lex, Musikalische Bearbeitung: Hans Kröll
Hans Kröll: Trompete, Florian Burmayr: Tuba, Thomas Hoeger/ Erwin Gaulhofer: Posaune, Musikalische Idee : Stefan Dettl (LaBrassBanda)

Mit Christiane Blumhoff, Severin Groebner, Thomas Wenke, Constanze Lindner, Norbert Steinke, Marlene Morreis, Christian Lex, Joseph-Sophia Sem


Komische Oper Berlin
Unter den Linden 41
10117 Berlin
Telefon +49.(0)30.47 99 74 00
Fax +49.(0)30.47 99 74 90
Montag bis Samstag ... 11:00 – 19:00
Sonntag und Feiertage ... 13:00 – 16:00
Regie: Sebastian Baumgarten, Musikalische Leitung: Koen Schoots, Bühnenbild: Janina Audick, Kostüme: Nina Kroschinske, Choreographie: Brigitte Cuvelier
Mit: Dagmar Manzel, Max Hopp, Dieter Montag, Kathrin Angerer, Christoph Späth, Peter Renz, Thorsten Merten, Julia Giebel, Miguel Abrantes Ostrowski, Irm Hermann, Mirka Wagner, Hannah Elisabeth Sußmann, Matthias Spenke, Frank Baer, Eberhard Krispin, Julia Bossen, Hans-Jörg Bertram, Daniel Regenberg (Klavier)
Fotos:© www.lustspielhaus.de, © Iko Freese



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