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Farnace

Barocke Apokalypse.
von Peter Jobst.21.05.2011.

Den Priester Anonio Vivaldi kennt man vor allem durch virtuose Konzerte, darunter die "4 Jahreszeiten": Viele Opern sind verschollen. "Farnace", sein größter Erfolg, ist am LT Salzburg zu sehen.


Farnace hat den Krieg verloren. Er sucht Zuflucht in einem im Bunker. In diesem Niemandsland kämpft jeder gegen jeden. Seine Schwiegermutter, Königin Berenice will ihn, Tochter und Enkel töten, um den Tod des Ehemanns durch Farnaces Vater Mitridate zu rächen.

Farnace befiehlt seiner Frau Tamiri, den Sohn und sich selbst zu töten, um nicht in Feindeshand zu fallen. Wahnsinn und blinder Hass machen auch vor Enkel und Sohn nicht halt. Ebenso verstummt das Liebesgeflüster zwischen den Heerführern und Selinda, Farnaces Schester, die mit Charme und List ihre Familie retten will.

Die Partitur endet mit einem von Rom diktierten Frieden. Auf der Bühne geht die Familientragödie weiter: Den Preis bezahlt der Junge, der an den Konflikten und Zwängen zerbricht .

Die verworren grausame, blutige Handlung wird in Musik voll anmutiger Schönheit gesetzt. Die Figuren bewegen sich in genauer Choreographie zwischen starren Standbildern. Unaufdringlich nüchterne Momente des Mitleids unterbrechen dieses Spiel um Ruhm, Ehre, Rache, in dem Mütter und Kinder immer Opfer sind.

Der Energiegeladene Christian Curnyn dirigiert mit präziser Spannung diese feingliedrige Alte Musik. Brillante Soli vereinigen sich zu einem runden Gesamtklang: Eine ideale Basis für die wunderbaren Sänger.

Sensationell ist der tiefe Bariton Hubert Wild, der in Farnace als Countertenor debütiert: Atemberaubende Strahlkraft und Wendigkeit in Höhe und Mittellage. Die Stimme erhält durch das dunkle männliche Timbre eine erlesene Farbe.

John Zuckermann überzeugt gesanglich perfekt mit phänomenaler Bühnenpräsenz und Körpersprache, mit der er diesen politischen Verlierer zwischen Terrorismus, Realitätsverlust und Selbstzerstörung verkörpert.

Ein großer Abend: Das barocke Fest, das die Kehrseite dieser Epoche verdeutlicht, bekommt durch die vielen Bezüge zu Gegenwart und Vergangenheit eine beklemmende politische Aktualität.


John Zuckermann als Farnace
Waffenstillstand, Krieg, Frieden. Nobody knows

Facts

Antonio Lucio Vivaldi (*1678 in Venedig; † in Wien)



Farnace Oper von Antonio Vivaldi (Uraufführung 1727 in Venedig)
Dirigent: Christian Curnyn / Inszenierung: Rudolf Frey / Bühne: Hartmut Schörghofer / Kostüme: Corinna Crome.
mit  John Zuckerman (Farnace), Karolina Plicková (Berenice),  – Doreen Curran (Tamiri), Frances Pappas (Selinda), Hubert Wild (Pompeo), Julianne Borg (Gilade), Simon Schnorr (Aquilio)

Salzburger Landestheater
Schwarzstraße 22, 5020 Salzburg
Telefon: +43 (0) 662/871512-0
www.salzburger-landestheater.at
Fotos©Christian Schneider




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