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Kampf der Kulturen

Jenseits von Eden
von Peter Jobst.04.04.2011

Berichte über Verfolgungen schwuler Männer in islamischen Staaten mehren sich. Junge Muslime bedrohen Schwule in europäischen Großstädten. Ist wirklich Gefahr im Vollzug oder sind es Vorurteile und unbegründete Ängste?

Türkisch arabische Liebeslyrik verherrlicht die Männerliebe. Solche Zeugnisse fehlen im christlichen Abendland. Georg Klauda weist auf Musik, Tänze und Schriften von Sufis hin, deren Ohrringe heute als Zeichen einer schwulen Identität verpönt sind.

Arabische Länder waren für schwule Europäer gelobtes Land, wo sie ihre Sexualität fantasievoll und straffrei (Code Napoléon!) leben konnten.  Woher kommt nun diese nach 09/11 noch verstärkte Kehrtwende, die Schwule Träume aus 1001 Nacht (zer)stört?

Leuchtet der Westen wirklich so aufgeklärt, dass dessen Freiheiten verteidigt werden müssen. Klauda polemisiert gegen Vorverurteilungen von Moslems? Für deren Intoleranz und Gewalt macht er den Westen verantwortlich.

Homosexualität sieht er als Konstrukt der westlichen Welt. Korrekt! Ob die Scharia wirklich keine homosexuellen Tatbestände kenne, bezweifle ich. Klaudas Hinweise geben zu denken:

Enge Männer-Freundschaften seien trotz der Panik, die das islamische Regime um Homosexualität verbreitet, ein fester Teil des Alltags dort. Amerikaner berichten von Afghanen (Taliban) mit Make-up, die sich zärtlich berühren.

Zu Todesurteilen käme es es selten, da die 4 (unbeteiligten!) Zeugen sind nicht leicht zu beschaffen seien. Den hingerichteten iranischen Jungs hilft dieser Hinweis nicht mehr.

Müssen vormoderne Muslime vom Westen zum Schutz von Minderheiten zivilisiert werden? Tarnt der schwulenfeindliche Ausländer nicht die Aktivitäten evangelikaler Kreise in den USA.

Klauda verteidigt die islamische Welt gegen die einseitig westliche Sicht. Die Modernisierung hätte die unreflektierte Übernahme westlicher Muster zur Folge gehabt. Deshalb seien Wangenküsse, körperliche Zärtlichkeiten heute unter jungen Muslimen verpönt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, Klaudas Buch genau zu lesen. Denkanstösse finden sich viele. Ob er die Lage realistisch einschätzt, steht auf einem anderen Blatt.


Love is in the Air: auch unter Talibans
Orientalische Träume: Paradise Lost

Facts

Georg Klauda
Die Vertreibung aus dem Serail
. Europa und die Heteronormierung der islamischen Welt.
Männerschwarm Verlag, Hamburg, 2008



Georg Klauda, Dipl. Soz., geb. 1974, lebt und arbeitet in Berlin.



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