Münchner Glücksfall
von Peter Jobst.26.03.2011.

Münchner Geschichten, erzählt von Sepp Sattler & Dietmar Holzapfel, als Wirte der deutschen Eiche eine schwule Institution, sind spannende Zeit- und Lebensreisen.

Das wechselvolle Geschick der Deutschen Eiche würdigt Harry Baer in seinem Buch Das Mutterhaus: Die Schänke, Symbol für Stolz, Recht, Zucht und Ordnung, zieht erst Deutsch-Nationale, dann schräge Typen aus der Halb- und Unterwelt an.

Unvergessen der grüne Kachelofen, die Wirtshaustische mit frischen Blumen: 3 Frauen wachen streng über diesen bunten Vogelkäfig: Ella, Sonja und Toni. Tänzer vom Gärtnerplatz werden Stammgäste.

Legendäre Premieren- und Faschingsfeiern unter Choreograf John Cranko, Wein und Suppe gratis für schlecht bezahlte Tänzer: Die zahlreicher werdenden Schwulen stören die Damen nicht.

Für sie gibt es nur Künstler und von Frauen enttäuschte Männer. Nur wer sich an die Buam (Schankburschen) ranmacht, kriegt Ärger, wie Fassbinder, als er sich in Armin Meier verliebt.

Nach dem Selbstmord Armins erhält RWF kurz Hausverbot, wird aber wieder in Gnaden aufgenommen. Die Eiche bleibt für ihn Heimat, Wohnzimmer und Filmset (Lola).

Alles was Rang und Namen hat, verkehrt in RWFs Stammkneipe. Bernd Eichinger, Cornelia Froboess, Hanna Schygulla, Margot Werner, Marianne Sägebrecht, Maria Schell, René Kollo, Freddy Mercury, Franz Beckenbauer, Richard Chamberlain..

Doch dann wendet sich das Blatt: Das Viertel wird schick und teuer. Nach Ellas Tod schließt die alte Eiche, bis Dietmar & Sepp das Haus ohne Eigenkapital kaufen. Ein Risiko, das belohnt wird.

Sie bringen die alte Weiberwirtschaft auf Vordermann. Ein Glück für München. Sie stiften das verschollene  Klenze-Denkmal am Gärtnerplatz und kaufen das Oberanger-Theater als neue schwule Spielstätte…

2 Männer, die sich in ihrer Verschiedenheit gut ergänzen und seit Jahren ein Paar sind: Der überlegte Sepp, und Dietmar, die passionierte Rampensau mit spektakulären Auftritten. Und München leuchtet!