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Günter Amendt †

Tod eines Sex-Pioniers
von Peter Jobst,19.03.2011

Berühmt wird der Günter Amendt als Autor mit einer gelben Fibel, in der er die offizielle Sexualaufklärung als Heuchelei, Prüderie und Angstmacherei entlarvt.

"Sex Front" und "Sexbuch" machen ihn Autor dieser indirekten politischen Manifeste berühmt berüchtigt. Mit witzigen Fotos, Cartoons, Grafiken, Werbeplakaten entspannt er die verklemmte Atmosphäre.

Seine Botschaften sind für schwule Jungs aus jener Zeit, deren Ton er haargenau trifft, ein Segen. Für ihn ist freiwilliger Sex, auch Homosexualität und Selbstbefriedigung, natürlich und selbstverständlich. Damals eine revolutionäre Erkenntnis.

Wie Oswald Kolle, der in bürgerlichen Medien agiert, kämpft er gegen Tabus. Die Botschaften von Amendt, der in Berkeley Horkheimer und Adorno hört, sind radikaler und eindeutiger.

Er plädiert er eine sexuelle Befreiung im Sinne von Wilhelm Reich. Das Plädoyer für eine unverkrampfte Sicht von Homosexualität findet wenig Gegenliebe bei linken Genossen.

Der offen schwule Amendt teilt sich, im Gegensatz zu vielen Linken, verständlich, klar und für jedermann verständlich mit, ohne je banal zu wirken. Er vertritt umstrittene Thesen souverän und überzeugend, selbst wenn er polarisiert.

Mit Martin Dannecker, Volkmar Sigusch und Reimut Reiche setzt er sich für die Soziologie der Sexualität, für ihn mehr als ein medizinisches Phänomen, auf Universitäten ein.

Er promoviert über das Sexualverhalten Jugendlicher in der Drogensubkultur und kritisiert die einseitige Kriminalisierung von Konsumenten, ohne Kartelle und Pharma-Industrien zur Verantwortung zu ziehen.

Er kritisiert in einem viel beachteten Essay die Hysterie in der Debatte über den sexuellen Missbrauch von Kindern. Der Volksaufklärer und leidenschaftlicher Bob Dylan-Fan sucht auch in der Wissenschaft die unverkrampfte Sicht.

Dass Günter Amendt als Fußgänger an einer Ampel von einem Autofahrer, der unter Drogen steht, getötet wird, ist eine bittere Ironie des Schicksals.

Günter Amendt als junger Revoluzzer + 68er
Der souveräner Experte zieht alle in den Bann

Facts

Günter Amendt (* 8. Juni 1939 in Frankfurt am Main; † 12. März 2011 in Hamburg) Sozialwissenschaftler, Therapeut in einer Hamburger Drogenklinik



Sex-Front (1970)
Das Sex-Buch (Rowohlt, Reinbek 1979).

Schriften
• Haschisch und Sexualität. Eine empirische Untersuchung über die Sexualität Jugendlicher in der Drogensubkultur. Enke, Stuttgart 1974, 
• Der große weiße Bluff. Die Drogenpolitik der USA. Eine Reportage. Konkret, Hamburg 1987
• Natürlich anders. Zur Homosexualitätsdiskussion in der DDR (Hrsg.). Pahl-Rugenstein, Köln 1989
• The Never Ending Tour. Günter Amendt über Bob Dylan. Konkret, Hamburg 1991
• Back to the Sixties. Bob Dylan zum Sechzigsten. Konkret, Hamburg 2001
• No Drugs – no Future. Drogen im Zeitalter der Globalisierung. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2003
Fotos: dpa


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