gaynet.at
 
community
usergalerien
news
reisen
eventpics
kultur
Bücher
Bühne
Film
Musik
Sonstiges
body
goodies
links
LOGIN
Username

Passwort

  (Merken) Registrieren

Wunderknabe

I Killed My Mother
von Peter Jobst, 01.03.2011

Man sagt schwulen Männern immer ein besonders inniges Verhältnis zur Mutter nach. Manche Psychologen sehen darin die Hauptursache für die homosexuelle Orientierung der Söhne: Put the Blame on Mame!

Mit diesem Vorurteil räumt Xavier Dolan gründlich auf. Er zeigt am Beispiel des 16-jährigen Hubert, der allein mit seiner Mutter in tristen Verhältnissen lebt, wie konfliktbeladen diese Beziehung auch bei schwulen Jungs sein kann.

Dem pubertierenden Hubert stört alles an seiner Mutter: Ihr schlechter Geschmack, ihre Tischmanieren, ihr fehlendes Gedächtnis. Beim Autofahren liefern sich beide lebensgefährliche Schreiduelle.

Hubert führt mit sich Interviews im Badezimmer. Fluchten aus dem heimischen Chaos enden bei seinem Liebhaber Antonin Rimbaud (nette Anspielung!). Ausgerechnet dessen Mutter berichtet seiner eigenen voll Stolz vom schwulen Verhältnis der Söhne.

Der Schock auf diese Nachricht und s
chlechte Noten vereinigen die zerstrittenen Eltern. Sie beschließen, den Jungen auf ein Internat zu schicken. Der junge Mann fühlt sich verraten und die Situation eskaliert ...

Die Lehrerin Julie gewährt dem jungen Wilden Zuflucht, zumal sie sich in ihn verliebt, was dem überforderten Burschen alles andere als gelegen kommt.

Die filmische Umsetzung von J´ai tué ma mère ist ein kleines Wunder: Nouvelle Vague 2011, voll dramatischer Kraft, wundervoller Musik. Dolan ist durchaus auf der Höhe seines Vorbildes Wong-Kar-Wai.

Die eigenwillige Perspektive, das intuitive Gespür für Zeit und Dynamik, souveräne Darstellung (Xavier Dolan spielt sich selbst, Anne Dorval, die überforderte Mutter) geben dem Film eine erfrischende Qualität.

Die Orte spiegeln Stimmungen, Konflikte, Melancholie, Dramatik und Humor wider. Der brillante Einsatz von Montage, Zeitlupe, und Standbilder verraten filmische Raffinesse und ästhetisches Feingefühl.

Xavier Dolan setzt auf schöne Bilder: authentisch, spannend, intensiv, eindringlich: Er sieht die Welt mit den Augen des Kinos. Texteinblendungen, Verfremdungen in Schwarzweiß und Farbe; Und dabei schöpft er aus dem vollen: Ein kleines Meisterwerk!


Mutter und Sohn am Frühstückstisch
Junge Liebe: Hubert + Antonin (Rimbaud)

Facts

Xavier Dolan (*1989 Montréal in Québec)



offen schwuler frankokanadischer Autor und Filmemacher.
Ehemaliger Kinderdarsteller in Film und Fernsehen  J'en suis!, Le Marchand de sable; La Forteresse suspendue



Filme (als Regisseur + Hauptdarsteller):
J´ai tué ma mère, 2009,
Les Amours Imaginaires, 2010
Fotos: © www.koolfilm.de



mailen      print drucken
USER-KOMMENTAREBeitrag posten
 
Derzeit kein Beitrag vorhanden.