gaynet.at
 
community
usergalerien
news
reisen
eventpics
kultur
Bücher
Bühne
Film
Musik
Sonstiges
body
goodies
links
LOGIN
Username

Passwort

  (Merken) Registrieren

Jean Genet

Leben, Mythos, Werk
von Peter Jobst, 06.02.2011.

Für die Literaturgeschichte bleibt Jean Genet der Fürsorge-Zögling, Dieb, Mörder und Außenseiter. Ein Mythos, den Jean-Paul Sartres »Saint Genet – Comédien und Martyr« zementiert hat.


Das Bild des kriminellen Rebellen und ausgestoßenen Revolutionärs, der mit seiner Homosexualität aus freiem Willen heraus revoltiert, hat in der Realität wenig mit diesem genialen Autor zu tun, der wesentlich die moderne Literatur geprägt hat.

Genet, dessen Leben gut dokumentiert ist, hat nie Gewalt-Verbrechen begangen und weniger Zeit im Gefängnis verbracht, als er behauptete. Als Wiederholungstäter entging er nur knapp einer lebenslangen Haft.

Der vielseitige Autor ist Liebling der Pariser Gesellschaft im Kreis von Cocteau, Marais, Picasso, Prévert. Er schreibt Drehbücher, Ballette, Gedichte, Essays. Sein Film Un Chant d’Amour ist ein Meisterwerk.

Die Prosa kreist um Diebstahl, Mord, Verbrechen, Verrat und Homosexualität. Jean Cocteau illustriert Querelle de Brest  mit Zeichnungen, Meisterwerke homo-erotischer Kunst: Ein Kultbuch von unschätzbarem Wert.

Genet provoziert mit Zuhältern, Tunten und Lustmörder die bürgerliche Moral. Man nennt ihn einen Orpheus der Gosse. Seine Liebhaber sind gut gebaute Jungs aus der Unterschicht, deren Talent er fördert.

Er begeistert sich für deren Vorlieben: Autos, Boxen, Akrobatik, Seiltanz. Da diese nie seine (zu) hohen Erwartungen erfüllen, kommt es zu Tragödien. Was bleibt, sind wunderschöne Texte.

Gefängnisse, Toiletten, Bordelle, Gossen, ja Folterkammer der Nazis werden inbrünstig religiös zelebriert. Parteinahmen für die PLO, RAF oder Black Panthers sind literarische Zeugnisse und keine politischen Statements.

Die Ausstellung im Berliner Schwulen Museum zu Genets 100. Geburtstag zeigt Fotos von legendären Inszenierungen (Hans Neuenfels, Werner Schroeter, Patrice Chéreau). Fassbinders Film »Querelle« erhält eine eigene Abteilung.

Genet inspiriert Autoren, Politiker, Intellektuelle: so auch Josef Winkler, Hervé Guibert oder Bernard-Marie Koltès. Der vielleicht größte, jedenfalls vielseitigste französische Autor war in allen Genres zu Hause.


Jean Genet: Der Jahrhundert-Autor,
inspiriert Künstler wie Cocteau oder Andy Warhol

Facts

Jean Genet * 19. Dezember 1910; † 15. April 1986, Mutter Gabrielle Genet (1888-1919), Vater unbekannt.
Romane: Notre-Dame-des-Fleurs. 1944, Miracle de la Rose. 1946, Querelle de Brest. 1947, Das Totenfest. 1947, Tagebuch eines Diebes. 1949, Ein verliebter Gefangener 1986.
Gedichte: Le condamné à mort. 1942, Trauermarsch. 1945, Die Galeere. 1947, Ein Liebesgesang. 1946, Die Parade. 1948, Der Fischer von Le Suquet. 1948, Der Seiltänzer. 1957,.
Dramen: Die Zofen. 1947, Unter Aufsicht. 1949 Paris, Der Balkon. 1957 Die Neger. 1959 Paris, Die Wände.  1961 Splendid's. 1948. Elle 1990.
Film: Un Chant d'Amour 1950
Literatur über Genet:
• Albert Dichy, Pascual Fouché: Jean Genet. Versuch einer Chronologie 1910-1944. Merlin, 1993.
• Jean-Paul Sartre: Saint Genet, Komödiant und Märtyrer (1952).
• Edmund White: Jean Genet. Biographie. Kindler, München 1993.
• Ivan Jablonka: «Les Vérités inavouables de Jean Genet». Paris 2004 .

100 Jahre Jean Genet: Ausstellung + Hommage: 25 Jahre Schwules Museum Berlin, bis 7. März. Mehringdamm 61,
Infos:
www.fu-berlin.de/genet100
Fotos: © www.schwulesmuseum.de



mailen      print drucken
USER-KOMMENTAREBeitrag posten
 
Derzeit kein Beitrag vorhanden.