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Erich Haas

Eines Freundes Freund
von Peter Jobst, 16.11.2010.

Der berüchtigte Paragraph 175 schwebt wie ein Damoklesschwert über den jungen Erich Haas. Er folgt dem Rat eines Arztes, von dem er sich eigentlich Heilung erhofft, und sucht sich einen Freund. Am Stachus, damals Münchens Schwulentreff, trifft er Klaus.

Ein intensiver Blick: Die große Liebe bricht aus. Mutig schlägt er dem gut aussehenden, unbekannten Mann einen Kinobesuch vor, dem 40 gemeinsame Jahre folgen.

Nach einer waghalsigen Odyssee aus seiner Heimat Siebenbürgen landet er in Bayern, wo er als Emfangschef des Bayrisches Hofes die damalige Ruine zu Münchens erster Adresse macht. Nach Stationen in Rhodos, Nigeria, Tunesien, USA überträgt man ihm die Leitung der Arabella Hotels.

Ein gelungenes Leben voll Licht und Schatten: in der für Schwule gefährlichen Nachkriegszeit landet er, wenn auch nur kurz, durch einen eher dummen Zufall im Gefängnis (§ 175). Ein Junge, der im Petit Café von Klaus aushilft, wird von der Polizei verhört.

Bei Lesungen spricht er darüber nicht gerne. In seiner Biografie schildert er eindringlich dieses Trauma. Ein ähnliches Missgeschick trifft auch andere Prominenten (O.E. Hasse, Gründgens, Hubert von Meyerinck). Manche werden erpresst und zerbrechen daran.

Nicht so Erich Haas: Der polyglotte Mann von Welt steht mit der Prominenz auf Du und Du. Ingrid Bergmann, Gina Lollobrigida, Elvis, Farah Diba, Soraya betreut er persönlich. Theo Lingen und Frau gehören zu seinen Freunden.

Er begleitet, bis zur letzten Stunde, Klaus während seiner Krebserkrankung, später seinen Neffen, der an den Folgen von AIDS stirbt.

Eine spannende Erfolgsgeschichte aus einer Zeit, wo man schwulen Männern das Recht auf sexuelle Selbstverwirklichung gesetzlich untersagt. Erich pendelt erfolgreich, mutig und offen zwischen Anerkennung, Erfolg, Vorurteilen und Diskriminierung.

Das Wort Schwul gefällt ihm nicht, Homo ist besser. Dennoch zeigt er heute sich ganz selbstverständlich beim CSD und setzt sich energisch (und erfolgreich!) für die Legalisierung von Partnerschaften ein. Wenn er, wie im Erzählcafé in der Seidlvilla über sein Leben spricht, zieht er alle Zuhörer in seinen Bann.


Szenen einer Männer-Ehe
Für Spaß zu haben: Erich + Klaus

Facts

Erich Haas - Vita
*1919 in Hermannstadt (Siebenbürgen), Bürgerliches Elternhaus, Soldat der rumänischen Armee, Übersetzer für den deutschen Gesandten, Bukarest, 1944 Flucht vor Kommunismus nach Deutschland, erfolgreicher Hotelmanager. 1948 begegnet seinen späteren Freund Klaus.

Lesung: München Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b:



»... eines Freundes Freund zu sein«. München 2009, 12€, herausgegeben von Homosexualität und Geschichte. 
info@forummuenchen.org
Fotos aus dem Privatbesitz von Erich Haas.

Ein ausführliches Interview mit Erich Haas steht in der neuen Ausgabe von NAME IT (Dezember/Januar).
www.name-it.at


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