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Oswald Kolle †

Tod eines Aufklärers
von Peter Jobst, 09.10.2010.

Oswalt Kolle propagiert in den 60-ern eine lustvolle Sexualität. Attacken gegen Zwangsmoral und das Plädoyer für Straffreiheit von Homosexualität und Ehebruch schaffen dem erfolgreichen Boulevard-Journalisten viele Feinde.

Als Kolle in Illustrierten die herrschende (Doppel)Moral in Frage stellt, bringt noch der berüchtigte Paragraf 175 Schwule Männer ins Gefängnis: Über 70.000 landen in der Nachkriegzeit vor Gericht!

Wie sehr er selbst als Bisexueller Mann davon betroffen ist, enthüllt er erst, als er sich längst vom aktiven Journalismus zurückgezogen hat. Die Zensur, die »Quick« auf ihn ausübt, öffnet seine Augen.
 
Er weigert sich, in einem Bericht über den Profumo-Skandal Prostituierte kollektiv zu verdammen und die homosexuellen Aspekte der Affäre tot zu schweigen.


Kolles Vater Kurt ist Psychiater, sein Onkel Helmut Maler und offen homosexuell. Für den Vater übersetzt Oswald den Kinsey-Report, der den Absolutheitsanspruch normaler Heterosexualität in Frage stellt.

Seine Bücher über das unbekannte Wesen von Männern wie Frauen werden erfolgreich verfilmt. Er bringt damit Vertreter der katholischen Kirche auf die Palme: Je stärker er bekämpft wird, umso erfolgreicher wird er.

Er bekennt sich zu seiner Bisexualität und Sex mit Männern als auch Frauen als Motor seines Lebens. Kolles Beiträge entkrampfen das verklemmte Klima und erleichtern das Sprechen über Sexualität.

Er zeigt in seinen Film das männliche Glied (im ruhenden wie erregten Zustand). Trotz dieser Vorreiterrolle ist er von der Politisierung von Sexualität und Provokationen der 68er irritiert:

Sexuelle Revolution bedeutet für ihn eine notwendige und gute Entwicklung mit Übertreibungen, Experimenten und Rückschlägen. Das betont er bei seinen sporadischen Auftritten auf Tagungen und in Talk-Shows.

Alterssexualität ist das Thema der letzten Jahre. Er verteidigt Viagra als legitimen Ausgleich sexueller Defizite. Er kritisiert den verächtlichen Ton von Feministinnen in Bezug auf Männer.

Kolle schreibt auch Romane. Für die ARD verfilmt Susanne Zanke sein Leben: "Kolle - ein Leben für Liebe und Sex". Mit 80 legt er eine Autobiographie vor, ein amüsant undoktrinärer Ausflug in alte Zeiten.


Kolle mit Familie auf FKK-Strand in Sylt:
© Thomas Ruff: Kolle inspiriert Künstler

Facts:

Oswalt Kolle
* 2.10.1928 in Kiel; † 24.09.2010, Journalist, Autor und Filmproduzent.
1960 - 1970: Artikel, Bücher über Sexualität.
1968 – 1972: Aufklärungsfilme.
Übersiedlung nach Amsterdam
1996: Teilnahme am 4. Internationalen bisexuellen Symposium (IBIS) in Berlin
Magnus-Hirschfeld-Medaille.
2008: Autobiographie: Ich bin so frei.
Niederländische Staatsbürgerschaft.



Filmografie
• Das Wunder der Liebe (1968)
• Das Wunder der Liebe II (1968)
• Deine Frau, das unbekannte Wesen (1969)
• Zum Beispiel: Ehebruch (1969)
• Dein Mann, das unbekannte Wesen (1970)
• Dein Kind, das unbekannte Wesen (1970)
• Was ist eigentlich Pornografie? (1971)
• Liebe als Gesellschaftsspiel (1972)
• Sexreport 2008 – So lieben die Deutschen (2008)
Fotos: www.dpa.de
www.kunsthallwien.at


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