Gay ArtARS HOMO EROTICA
von Peter Jobst, 18.09.2010 Homosexualität wird in Polen zwar tabuisiert, aber immer öfter öffentlich diskutiert, auch wenn die Akzeptanz oft am Widerstand konservativer Gruppen scheitert. Dennoch ändern sich auch dort die Zeiten, wie die Ausstellung "Ars Homo Erotica" zeigt. Rufe von Medien, Politikern und Mitarbeitern des Nationalmuseums nach Entlassung des Direktors, Piotr Piotrowski, und homophobe Ausfälle des reaktionären Medienimperiums Radio Maryja bleiben erfolglos. Diese eindrucksvolle kunstgeschichtliche Lektion über homosexuelle Erotik aus dem Fundus des Nationalmuseums wird mit Leihgaben von Künstlern aus Osteuropa ergänzt. Der Mut des Kurators, Paweł Leszkowicz, Verfasser von Art Pride, eines Buches über schwule Kunst aus Polen, wird belohnt. Die Schau ist trotz beschränkter Mittel ein Renner beim Publikum. Sponsoren sind noch dünn gesät. Überraschend sind Umfang, Vielfalt, Reichtum und Qualität der Werke, die eine vielschichtige Sicht des homosexuellen Verlangens im Spiegel der Kunst aus dem ehemaligen Ostblock verraten. Der Abschnitt über die Nacktheit des Mannes (Male Nudes) unterstreicht das neue Selbstbewusstsein schwuler Künstler in dem ehemaligen sozialistischen Staat. Ein Plastik im Foyer demonstriert den Kampf um sexuelle Selbstbestimmung als Teil einer Befreiungsbewegung. Männerpaare von Ganymed und Zeus bis zu 2 Soldaten, die sich leidenschaftlich küssen, zeigen das breite Spektrum eines Eros an, der längst mehr als nur einen Namen hat. Man vermeidet auch nicht Tabuthemen: Ein Kurzfilm zeigt einen modernen Sebastian, der von Soldaten seines Landes vergewaltigt und getötet wird. Kunst ist ein wichtiger Akt, Dinge zu benennen. Ein gut bebilderter Katalog mit Texten in Englisch und Polnisch begleitet die Ausstellung, die trotz kontroverser Reaktionen zu den erfolgreichsten dieses Museums zählt. | Sebastian in der Kunst: Gestern, Heute, Morgen Eine Liebe wie jede andere auch FactsNational Museum in Warsaw INFORMATION 48 22 629 30 93 Tel. +48 22 621 10 31 |