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Schlingensief †

Death of a Clown
von Peter Jobst, 25.08.2010.

Zu Lebzeiten gilt Christoph Schlingensief  als genialer Selbstdarsteller und Autist, Provokateur, Tabu-Brecher, Anarchist und Traumtänzer. Nach seinem Tod mit 49 nennen ihn viele Jahrhundertkünstler.

Sein Krebs-Tagebuch So schön wie hier kann's im Himmel gar nicht sein, ein wichtiges Männer-Buch, pendelt zwischen Poesie, Kitsch, Glamour, Boulevard, Wut, Trotz, Trauer, Verzweiflung, Optimismus und Poesie.

Schlingensief versucht sich als Musiker, Aufnahmeleiter (Lindenstraße). Er arbeitet mit Neonazis, Asylanten, Behinderten neben arrivierten Schauspielern. Seine Aktionen erhitzen  beleidigte Volkseelen.

Lautstärke, Überschwang der Gefühle und Komplexität erschweren das Verständnis seiner Botschaften. Er hadert mit Papst, Amtskirche und Gott, den er einen gescheiterten Künstler nennt.

In »Mea culpa«, »Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir« oder »Via Intolleranza II« (Luigi Nono) setzt er sich mit seiner Krebserkrankung auseinander, die er als Ungerechtigkeit empfindet.

Seine Filme sind heute Kult. Ist es Mut, Solidarität oder Geltungsbedürfnis, wenn er sich unermüdlich in Politik und Gesellschaft einmischt und gegen Heuchelei, Doppelmoral und Verlogenheit wettert?

Charme, Augenzwinkern und verführerisch fröhliches Lachen begleiten seinen Aufstieg von Sub- zur Hochkultur: Auf der Bühne stellt er sich selbst in den Mittelpunkt. Medien sind seine Plattform. Scheitern sieht er als große Chance.

Isolation und verlangsamten Rhythmus durch seine Erkrankung kompensiert er mit einer fantastisch gestalteten Website. Als Weltmeister im Umgang mit Medien macht er alles zum Event.

Der Kultregisseur, Aktionskünstler und Autor hinterlässt ein großes Werk. Vieles bleibt unvollendet, auch sein (Über)Lebenstraum, das Opernhaus in Afrika. Das letzte Theaterprojekt muß er wegen "harter Neuigkeiten in seinem (Krankheits-)Befund" absagen.

Die Memoiren sind laut Verlag Kiepenheuer und Witsch fertig, der Erscheinungstermin (24. Oktober 2010 – 1 Monat nach seinem 50. Geburtstag) wird verschoben.


Ein Mann mit vielen Gesichtern
Christoph at work!

Facts

Christoph Maria Schlingensief (* 24. Oktober 1960 in Oberhausen; † 21. August 2010 in Berlin)


Filme (Regie)

• 1989: 100 Jahre Adolf Hitler
• 1990: Das Deutsche Kettensägenmassaker
• 2005: African Twintowers
Theater
• 1993: 100 Jahre CDU (Berlin)
• 2003: Bambiland (Burgtheater)
• 2004: Attabambi-Pornoland (Zürich)
• 2005: African Twintowers – der Ring 9/11 (Namibia)
• 2008: Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir 
• 2009: Mea Culpa (Burgtheater, Wien)
• 2010: Remdoogo – Via Intolleranza II
Aktionen
• 1997: Mein Filz, mein Fett, mein Hase (Documenta X, Kassel)
• 1998: CHANCE 2000.
• 2000: Bitte liebt Österreich (Wiener Festwochen)
• 2003: Church of Fear (Biennale Venedig)
• 2006: Chickenballs – Der Hodenpark (Museum der Moderne Salzburg)
Oper
• 2004–2007: Parsifal (Bayreuth)
• 2007: Der Fliegende Holländer (Manau)
• 2009: Mea Culpa, eine Readymade Oper.

www.schlingensief.com

Fotos: www.schlingensief.com



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