Robert Mapplethorpe
von Peter Jobst, 19.06.2010.

Patti Smiths Memoiren »Just Kids« erinnern an ihre Zeit mit Robert. Ein wunderbar poetisches, mit Liebe geschriebenes Buch. Neues erfährt der Leser von Roberts weiblichem Alter Ego allerdings nicht.

Patricia Morrisroe zeichnet kurz nach seinem Tod in ihrer fulminanten Biographie ein schonungsloses Bild des Künstlers und Menschen. In langen Gespräche mit ihm und seinen Freunden gewinnt sie tiefe Einblicke.

Die katholische Erziehung hinterlässt Schuldgefühle in diesem schönen Liebling der Götter. Mit seiner Homosexualität kommt er trotz der explizit provokanten Fotos nicht klar. Obwohl permanent auf Jagd nach Objekten seiner Begierde, versucht er seine Orientierung vor seiner Familie zu verbergen.

Im legendären »Chelsea Hotel« trifft er Leute aus dem Kreis um Andy Warhol, Beat Poeten (Alan Ginsberg) und Pop-Künstler (Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison).

Sam Wagstaff, Lover, Companion, Mäzen, Mentor, fördert den gesellschaftlichen Aufstieg in die reiche Kunstszene. Die Leder- und S&M Szene, Drag-Queens und Rock’n’roll’ Kids werden seine (Ersatz)Familie.

Der ehrgeizige Fotograf bewegt sich souverän in der Gesellschaft. Celebrities suchen die Nähe zu seiner Kamera. Mit Patti Smith bleibt er bis zu seinem Tod verbunden.

Er erntet die Früchte seines Weltruhmes im Endstadium seiner AIDS-Erkrankung. Mit einem (Selbst)Porträt seines von AIDS gezeichneten Gesichtes mit einem Stock mit Totenkopf konfrontiert er die Welt mit seinem existentiellem Elend. Ungebrochen ist sein Lebenswille.