Ruf nach SchönheitWerner Schroeter †
von Peter Jobst, 15.04.2010. Innovativ und provokant agiert Schroeter wie Zauberer und bewegt so Kino, Oper und Theater. Die Inszenierung von Quai West (Bernard-Marie Koltès) und der letzte Film Diese Nacht sind Vermächtnis. Autorenfilmer, Poet, Melodramatiker, Kosmopolit. In Italien aufgewachsen, pendelt er durch die Welt. Kapriziös, hochfahrend lebt er einen grenzenlosen Freiheitsdrang und ungezähmte Fantasien aus. Jenseits der bürgerlichen Welt werden Verlangen und Eros Motor seines Schaffens. Die Farben Rot und Schwarz dominieren. Rosen, Blut, Gold, Samt und Schnee sind Leitmotive. Oper wie Schlager bestimmen sein Lebensgefühl. Caterina Valente wie Maria Callas verehrt er wie Göttinnen. In Pouissières d’amour begegnet Isabelle Huppert seinen Diven Martha Mödl und Anita Cerquetti, die mit verbrauchter Stimme zu alten Aufnahmen summen. Kitsch, Manierismus und Pathos sind allgegenwärtig. Das Gastarbeiter-Drama Palermo oder Wolfsburg wird zum modernen Passionsspiel. Sein Blick bleibt hellsichtig, selbst in dem Dokumentarfilm Die Königin über die von ihm verehrte Marianne Hoppe. Bald spielen Isabelle Huppert, Ingrid Caven, Bulle Ogier oder Carole Bouquet in seinen Low- und No-Budget-Filmen. Seiner Muse Magdalena Montezuma setzt er kurz vor ihrem Tod mit dem Poem Der Rosenkönig ein Denkmal. Mit Freunden und Weggefährten wie RW Fassbinder (†1982) oder Daniel Schmid (†2006) kreiert er eine Neue Welle im Geist der deutschen Romantik. Er verbindet Hochkultur (Verismo, Belcanto) mit trivialer Volksmusik oder Schlager zu hochkarätigen Collagen. Für Schroeter ist Homosexualität ein homogener Bestandteil seiner Kunst und Persönlichkeit: Frauen zaubert er als Glamour-, Camp- und Kultfiguren auf die Leinwand. Mit seinem Tod verliert nicht nur die schwule Welt einen wichtigen Vertreter aus Kunst und Kultur. | Mit Christine Kaufmann, dem Star früher Filme In Praunheims Armen: Der junge Werner Schoeter Facts:
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