Queer Film Award24. Teddy Award
von Peter Jobst, 25.02.2010. Der Teddy Film Award 2010 steht im Zeichen von Rio Reiser: Der Sänger, Komponist, Texter, Schauspieler und Lead-Man der Band "Ton Steine Scherben" wäre heuer 60 Jahre alt. Er hat sich als einer der ersten Pop-Stars als schwul geoutet. Der Hang zu Pathos, Kitsch, Anarchie und Diven verbindet ihn mit schwuler Kultur. Seine Band spielt bei der Schlußgala in Originalbesetzung: Eine verdiente Hommage für einen Mann, der auch Musik für schwule Theatergruppen ("Brühwarm«) und Musicals schrieb. Der Teddy Award belohnt politisches Engagement und wirbt mit Glamour für Toleranz, Akzeptanz, Solidarität und Gleichstellung: Ein Event mit prominenten Gästen (Ulrike Ottinger, Rosa von Praunheim, Wolfgang Joop, Ingrid Caven Peter Kern, z.B.), heute gesellschaftliches Highlight. Beeindruckend die Liste früherer Preisträgern (Pedro Almodóvar, Gus Van Sant, Derek Jarman, Helmut Berger, Joe Dallesandro, John Hurt ,Tilda Swinton). Die Latte ist hoch. Ausgezeichnet für sein Lebenswerk wird heuer der radikale Außenseiter Werner Schroeter, ein Kosmopolit, der mit Filmen und Operinszenierungen Triumphe feiert. Und die Gegenwart? Zu feiern gibt es viel: Prominente haben keine Berührungsängste mehr. Da ist viel passiert, in den letzten Jahren. Der Dichter Wolf Wondratschek spricht eine witzige Laudatio auf Werner Schroeter. Tänzer und Choreograf Vladimir Malakhov agiert als Laudator. Die Jury agiert politisch überkorrekt. Lebensfreude, Phantasie, Leichtigkeit, Esprit, Ironie, Geschichten aus dem Alltag schwuler Männer werden wenig gewürdigt. So werden, ob unbewusst oder mit Absicht, frische Filme wie der Episodenfilm Shahada oder Ferzan Ozpeteks Mine vaganti bei den Preisen übergangen. Showdstars wie Joey Arias, von der New York Times als "The drag superstar" gefeiert, lockern dann die Gala auf, die von Annette Gerlach souverän moderiert und von ARTE übertragen wird. | Man gibt sich cool und weltoffen Gruppenbild mit Preisträgern FactsRio Reiser |