Jack Freak Pictures
von Peter Jobst, 25.10.2009.

Ein steifes, überenglisches, synchrones Männerpaar in abgestimmten Business-Anzügen, Dandys mit perfekten Manieren, die "Kunst für alle" produzieren. Ein Widerspruch?

Berührungsängste vor rauen Kerlen wie Skinheads und Wörtern wie Paki oder Patriots haben sie keine, was sie in den Augen mancher Kritiker zu Scharlatanen, künstlerischen Leichtgewichten, Rassisten oder Faschisten macht.

Die beiden Außenseiter dringen mit großformatigen Werken tief in das Wesen von Gesellschaft und Mensch-Sein vor. Mit unglaublicher Konsequenz inszenieren sie sich selbst: Leben, Gedanken Gefühle als Living Sculptures.

Sie verwenden viele Techniken, fast immer in Mischform. Ihr Streben nach einfacher und verständlicher Kunst für alle verliert bei aller Kontinuität nichts an Aktualität.

Sie zeigen Heuchelei, Religion, Sexualität und Diskriminierung spielerisch-naiv wie provokant-kitschig auf. Der Rückfall in mittelalterlichem Konservativismus in manchen katholischer Kreise ist ihnen ein Dorn im Auge.

Tabubrüche durch Nacktheit, Geschlechtsverkehr, Körperflüssigkeiten wie Kot, Urin und Sperma erregen die Aufmerksamkeit in den Medien. Ihre Kunst spiegelt von Anfang an schwule Erfahrungen und Lebenswelten wider.

Die hellen Farben ihrer großformatigen Fotomontagen werden von hinten beleuchtet und mit schwarzen Rasterfeldern belegt. Sie erinnern an viktorianische Glasmalereien. Sie selbst umgeben sich als Gilbert & George mit Blumen, christlichen Symbolen und Jugendlichen.

Die Salzburger Galerie Thaddäus Ropac zeigt Bilder aus der Serie Jack Freak Pictures: eine visuelle Show aus Farben, Formen, Mustern, die mit Symbolen, Abzeichen, Landschaften und - nicht zu vergessen - Gilbert & George.

Bäume, Stadtpläne, Mauern nehmen eine zentrale Stellung ein. Die Farben der britischen Nationalflagge, rot, blau, weiß fordern geradezu eine ambivalente wie ironische Interpretation heraus.

Die am Computer bearbeiteten Bilder zeigen als Beschreibung der modernen Welt die menschliche Existenz in ihrer Vielfalt und ihren Widersprüchen auf. Gerade in den kleinen Räumen kommt die unglaubliche künstlerische Entwicklung dieser beiden Männer zur Geltung.

Besucher der Session Jazz in der Altstadt Salzburg in der Galerie Thaddaeus Ropac konnte während einer besonderen musikalischen Sternstunde die Bilder zu Klängen eines einzigartig verspielten Solos des Jazzmusikers und Kontrabassisten Georg Breinschmid betrachten.