Circuit und Gay Culture
von Peter Jobst, 29.08.2009.
Barcelona ist für schwule Männer Tag und Nacht eine Traumstadt. Reisen ist und war Teil ihres Lebensgefühls: Frühe flohen sie in Länder des Code Napoléon. Heute setzen Mega-Events schwule Karawanen in Bewegung.
Ohne eine Medienpartnerschaft mit schwulen Zeitschriften wie ZERO oder Shanguide läuft nichts im kulturellen Spanien: Das weiß man auch in den Tempel der Hochkultur wie im Opernhaus Liceu oder im Teatro Romea (Leitung: Calixto Bieito).
Die Sagrada Familia (Baubeginn: 1882, Fertigstellung: 2030?), verkörpert als Seiltanz zwischen Kunst und Kitsch Camp in der reinsten Form. Gaudís La Pedrera oder die Fundació de Joan Miró sind Dauerrenner. Dalí-Fans pendeln zwischen Figueres, Púbol und Port LLigar. Hochkarätige Events finden an Costa Brava statt: etwa in Cap Roig oder Peralada.
Höhepunkt für Freunde von Musik, Theater und Tanz ist das innovative Festival Grec, für Einheimische ein Volkfest: Die Zweisprachigkeit (catalan/castellano) belebt das Geistesleben, erschwert aber die Kommunikation. Welcher Ausländer beherrscht schon 2 spanische Sprachen?
Braucht so eine Stadt noch schwule Akzente? Heuer setzte das Circuit-Festival wichtige Impulse: Die Galerie Espace Ample hinterfragt kritisch in der Ausstellung Vanity Eitelkeit und Schönheit im Leben homosexueller Männern.
Nahe an schwuler Wirklichkeit ist die Ausstellung Yaoi in der Galerie Artevistas: Kino Sekigushi, ein Franzose mit dem japanischen Künstlernamen, wirft einen Blick auf die Palette fantasievoller Erotik und kraftvoller Sexualität zwischen Männern in schwulen Mangas.
David Cantero illustriert Männlichkeitskult schwule Fantasien und Party-Glamour in leuchtenden Farben mit jugendlichem Charme. Bekannt wird er mit Pin-ups, Einladungen, Partyposter für Diskotheken und Bars.
So zeichnet er in Boxing Julian einen frustrierten, traumatisierten Kraft- und Muskelprotz, der seine Homosexualität als brutale Kampf- und Fickmaschine tarnt: Homophobie als Überlebensstrategie.