Sänger und Provokateur.
von Peter Jobst. 26.09.2008.

Berüchtigt war Andre Heller durch Beschimpfungen und Tabubrüche. Er arbeitete als DJ in Ö3, produzierte die Show "Wünsch die was" zu einer Zeit, wo Themen wie Sex, Homosexualität oder freie Liebe im Fernsehen verbannt waren.

Heller evoziert ein Österreich, das mit (Lebens)Lügen, Verdrängungen und Verfälschungen der Geschichte das Leben mancher Bürger zur Hölle macht. Er schlüpft dabei wie ein Chamäleon in verschiedene Rollen. Dennoch ist sein Gesamtwerk erstaunlich koherent.

In der Wahl seiner Mitarbeiter hat er goldene Hände: Helmut Qualtinger, Robert Opratko, Toni Stricker oder Peter Wolf finden sich auf dieser hochkarätigen Liste. Berührungsängste vor Larmoyanz, Kitsch oder Pathos kennt er nicht. In seinen Liedern evoziert er verdrängte und vergessene Welten.

Mit einem Homolied macht er auf die Diskriminierung schwuler Menschen aufmerksam. In seinem imaginären Himmel findet man als Heilige Ikonen wie Jean Harlow, Marylin Monroe oder Ava Gardner neben vergessenen Autoren.

Seine Karriere als Popstar beendet er in den 80er Jahren. Später inszeniert er atemberaubende Gesamtkunstwerke und Zirkusse: Viele Lieder sind poetische Ankündigungen dieser Events.

Die breit gefächerte CD-Anthologie Bestheller unterstreicht Hellers Stärke. Er denkt in großen Dimensionen und reduziert das Ergebnis auf kleine Formen. Die 80 Lieder auf 4 CDs sind Zeugnisse einer ungemein produktiven, wenn auch kurzen musikalischen Laufbahn.

Der Bogen ist weit umfassend: Vom Wienlied (1967) bis zu Mitschnitten aus einem Konzert  zum 60. Geburtstag im Wiener RadioKulturhaus (Es ist ein unheiliges Wunder um dieses Wien – 2007). Chansons, Tangos, Schlager aus de 20er- und 30er-Jahren, Jazz, Soul und Songs von Eric Clapton oder Bob Dylan bieten wunderbare Heller-Poesie.