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Tod in Venedig

Orte des Thomas Mann.
von Peter Jobst.02.10.2012.

Thomas Mann befindet sich in einer tiefen Krise als er mit der Erzählung über den gefeierten Schriftsteller beginnt, die sich in einen Knaben verliebt und einen von der Cholera beschleunigten Liebestod erleidet: 1912 ein Skandal?

Im Gegenteil: Der kurze Text wird sein populärstes Werk, weltweit gedruckt, besprochen, genial verfilmt (Luchino Visconti), vertont (Benjamin Britten), getanzt (John Neumeier). Die Darstellung einer homoerotischen Leidenschaft bietet seine Exegeten eine perfekte Tarnung, über das eigene Verlangen zu schreiben. 

Die Ausstellung lockt den Besucher in einen abgedunkelten Ort: Bilderfahnen, Zitate, Fotos von Venedig, Statuen und Bilder griechischer Götter, schöne Knaben als Sebastian oder Merkur: Engen Gassen, Motive, Hinweise: ein Labyrinth: Im Mittelpunkt das legendäre »Hôtel des Bains« am Lido:

Schauplatz der Novelle und Residenz des Autors bei seinen Venedig-Reisen um 1911. Die Schau folgt dem alternden Gustav Aschenbach durch Venedig auf den Spuren von Tadzio, Objekt seines Begehrens.


Stimmungszauber, Märchen, Touristenfalle, Horrorszenarium: Originaltexte, Lexika, Reiseführer, mit denen der Autor seine Kenntnisse ergänzt, finden sich neben den exotischen Träume des naiven Malers Henri Rousseau.


Spätes Coming-Out eines Weltbürgers, dessen Gefühle erkaltet sind? Wohl kaum! Die bürgerliche Kritik setzt vor allem auf die Sprach- und Literaturkunst. Die (homo)erotische Perspektive bleibt durch den damaligen Bildungskanon getarnt.




Mythen, Philosophen, Plato. Schwule Zeitgenossen beklagen den Tod des Protagonisten, der ihn für sein verbotenes Verlangen bestraft. Alles andere findet als Utopie nur im Kopf statt


Die Ausstellung konzentriert sich trotz vieler Querverweise auf den Text: Der Besucher erfährt viel von einem Schriftstellers, der auch Abschreiben perfekt beherrscht.

Verschlüsselte Details werden enttarnt: Der komplexe Kosmos spiegelt mit atemberaubend atmosphärischer Dichte Themen und Leitmotive von Thomas Mann wider: Eine absolut sehenswerte Schau mit spannendem Begleitprogramm.


Die Kuratoren in ihrer Ausstellung
Ein erotisch aufgeladenes morbides Universum

Facts

100 Jahre »Der Tod in Venedig« (1912)
Wollust des Untergangs: Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums im Buddenbrookhaus Lübeck



Literaturhaus am Salvatorplatz:
bis 6.1., Di–Fr, 11–19 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr
Katalog zur Ausstellung:
Wollust des Untergangs. 100 Jahre Thomas Manns »Der Tod in Venedig«. Holger Pils, Kerstin Klein (Hrg). Göttingen: Wallstein Verlag, 2012,
Kuratorin: Kerstin Klein (Buddenbrookhaus, Lübeck), Gestaltung: unodue{ (Costanza Puglisi & Florian Wenz)
Ausstellungseröffnung mit Lesung (Ulrich Noethen)
Hotel Deutsche Eiche (Reichenbachstrase 13): Dietmar Holzapfel liest Thomas Mann liest in »seinem« Restaurant ab 14.10.2012 an 4 Sonntagen um 15 Uhr aus dem Text von Thomas Mann.


Fotos: © Archiv Dietmar Grieser,
APA (Herbert P. Oczeret), Warner Brothers, Literaturhaus München.



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